Der Fast-Fashion-Gigant Shein wird weiterhin mit RICO-Vorwürfen in einem laufenden Rechtsstreit um Urheberrechtsverletzung konfrontiert. Ein US-Bundesgericht lehnte den Antrag des Unternehmens ab, die Anklagepunkte wegen angeblicher Verstöße gegen das sogenannte Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (RICO) abzuweisen. Dies berichtet das US-Magazin Retail Dive.
Die Klage wurde im Juli 2023 von einer Gruppe unabhängiger Designer eingereicht, die behaupten, Shein habe ihre Arbeiten nahezu identisch kopiert und über seine Plattform vermarktet.Die Kläger werfen Shein vor, durch eine verschachtelte Unternehmensstruktur gezielt Verwirrung zu stiften, um eine Verantwortungszuweisung für die angebliche Urheberrechtsverletzung zu erschweren. Laut den Anwälten der Designer nutze Shein diese „verwirrende Organisationsstruktur“, um die Herkunft der Produkte zu verschleiern und so die Möglichkeit zur rechtlichen Verfolgung zu mindern.
Darüber hinaus beschuldigen die Kläger Shein des Post- und Drahtbetrugs, da das Unternehmen demnach das nationale Postsystem und elektronische Kommunikationsmittel genutzt habe, um die angeblich kopierten Designs an Kunden zu liefern. Auch die Struktur des Unternehmens soll laut den Klägern so organisiert sein, dass die eigentlichen Verantwortlichen schwer identifizierbar sind. Die RICO-Klage richtet sich gegen mehrere Einheiten des Unternehmens, darunter Shein Distribution Corp., Roadget Business und Zoetop, die alle laut Klageschrift zu einem gemeinsamen betrügerischen Vorgehen beigetragen haben sollen.
Im jüngsten Urteil befand das Gericht, dass die Kläger eine ausreichende Grundlage für die Fortsetzung der RICO-Klage vorgebracht haben. Die Richterin führte aus, dass Roadget Business für die Website verantwortlich sei, über die die beanstandeten Verkäufe erfolgt sein sollen, während Zoetop und Shein Distribution Corp. früher für den Vertrieb zuständig waren. Diese Argumentation, so das Gericht, erlaube eine plausible Annahme, dass die Beklagten als Einheit in ein betrügerisches Geschäft involviert seien.
Nach der Entscheidung äußerte sich ein Shein-Sprecher gegenüber Retail Dive und erklärte, dass das Unternehmen die RICO-Vorwürfe als unbegründet betrachte und sich weiterhin entschieden verteidigen werde.
Shein war in den letzten Jahren mehrfach in Rechtsstreitigkeiten um angebliche Urheberrechtsverletzungen verwickelt, unter anderem mit etablierten Marken wie Uniqlo, H&M und For Love and Lemons, einer Marke von Victoria’s Secret. Auch mit dem Konkurrenten Temu kam es zu Auseinandersetzungen, in denen es unter anderem um Markenrechtsverletzungen ging.