Die strategische Nutzung generativer KI hat sich bei Großunternehmen im Jahr 2025 grundlegend gewandelt. In einer Umfrage des Venture Capital Unternehmens Andreessen Horowitz unter 100 CIOs aus 15 Branchen zeigt sich: Die Anfangsphase des Experimentierens ist vorbei, KI wird zur festen Größe im IT- und Geschäftsalltag.
Budgets: Von Innovationsprojekt zur festen Investition
Die Ausgaben für KI-Anwendungen, insbesondere große Sprachmodelle (LLMs), haben die Erwartungen deutlich übertroffen. Unternehmen planen durchschnittlich mit einem Wachstum von rund 75 % gegenüber dem Vorjahr. Während 2023 noch Innovationsbudgets dominierten, sind LLM-Ausgaben inzwischen größtenteils in zentrale IT- oder Fachbereichsbudgets integriert – ein deutliches Zeichen für die strategische Relevanz von KI.
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Modelle: Differenzierung nach Use Case statt Einheitslösung
Unternehmen setzen zunehmend auf eine Multi-Modell-Strategie. Statt nur auf einen Anbieter zu setzen, nutzen viele parallel fünf oder mehr Modelle. Die Wahl hängt dabei vom konkreten Anwendungsfall ab. OpenAI, Google und Anthropic dominieren den Markt, wobei OpenAIs GPT-4o am häufigsten in der Produktion eingesetzt wird. Google punktet mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der Gemini-Modelle, während Anthropic vor allem im Softwareumfeld stark ist – etwa bei Codierung und Systemdesign. Open-Source-Lösungen wie Llama oder Mistral kommen insbesondere bei großen Unternehmen mit On-Premise-Fokus zum Einsatz.
Beschaffung: KI folgt etablierten Softwareprozessen
Die Beschaffungspraxis für KI-Modelle ähnelt zunehmend dem klassischen Software-Einkauf. Sicherheit, Hosting und Benchmarking spielen eine zentrale Rolle. Der Trend geht dahin, Modelle direkt beim Anbieter zu beziehen, um möglichst früh Zugang zu neuen Versionen zu erhalten. Gleichzeitig steigen die Wechselkosten: Je komplexer die Agenten-Workflows, desto aufwendiger ist der Modellwechsel. Viele Unternehmen investieren bereits erheblich in Prompt-Engineering und Guardrails, was kurzfristige Anbieterwechsel unattraktiv macht.
Anwendungen: Der Trend geht klar zum Zukauf
Wo früher eigene Anwendungen entwickelt wurden, greifen Unternehmen heute vermehrt zu fertigen KI-Anwendungen. Besonders im Kundenservice oder der Softwareentwicklung zeigt sich dieser Wandel. Der Hauptgrund: Drittanbieter können durch permanente Optimierung bei Modellwahl und Use Case-Design bessere Ergebnisse liefern. Zudem wächst die Skepsis gegenüber erfolgsabhängiger Preisgestaltung, da Outcome-Metriken schwer messbar sind. Stattdessen bevorzugen viele CIOs weiterhin nutzungsbasierte Abrechnung.
Ausblick: KI wird zur Standardtechnologie
Unternehmen verlassen sich bei der Modellauswahl zunehmend auf externe Benchmarks, nutzen jedoch auch eigene Testszenarien. Die zunehmende Fragmentierung nach Use Case wird nicht als Problem, sondern als Vorteil wahrgenommen. Gleichzeitig gewinnen KI-native Anbieter gegenüber etablierten Softwarefirmen an Boden – dank höherer Innovationsgeschwindigkeit und besserer Produktqualität. Der Markt für generative KI entwickelt sich damit in Richtung eines strukturierten, professionellen Softwaremarkts – jedoch mit der Dynamik einer noch jungen Technologie.