Die EU-Kommission hat gestern ein Maßnahmenpaket vorgelegt (PDF), das sowohl die Finanzkompetenz der Bevölkerung verbessern als auch Investitionen zugänglicher machen soll. Im Zentrum stehen eine neue Strategie für Finanzbildung und eine Empfehlung zur Einführung sogenannter Spar- und Investitionskonten (SIAs) in allen Mitgliedstaaten.
Finanzkompetenz als Grundlage wirtschaftlicher Selbstbestimmung
Weniger als 20 Prozent der EU-Bürger verfügen laut Eurobarometer 2023 über ein hohes Maß an Finanzkompetenz – mit teils erheblichen Unterschieden zwischen den Ländern. Die EU will hier gegensteuern und verfolgt vier strategische Säulen:
- bessere Koordinierung und Austausch erfolgreicher Maßnahmen,
- EU-weite Kommunikations- und Sensibilisierungskampagnen,
- gezielte Finanzierung von Projekten und Studien sowie
- systematische Fortschrittskontrollen durch regelmäßige Befragungen.
Ziel ist es, das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu stärken und Fähigkeiten zu fördern, die zu finanzieller Stabilität und Unabhängigkeit beitragen.
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Sparverhalten gezielter nutzen
Obwohl die EU-Bürger zu den weltweit sparfreudigsten gehören, werden ihre Rücklagen oft nicht produktiv genutzt. Die Strategie soll daher vermitteln, wie Ersparnisse besser geplant, investiert und mit überschaubarem Risiko gewinnbringend eingesetzt werden können.
Einführung von Spar- und Investitionskonten
Mit SIAs will die Kommission den Zugang zu Kapitalmarktprodukten vereinfachen. Die Konten sollen über verschiedene Anbieter – von Banken über Neobroker bis zu Wertpapierfirmen – erhältlich sein. Die Nutzung soll sowohl online als auch offline möglich sein und eine intuitive, barrierefreie Nutzerführung bieten.
SIAs sind für Privatanleger gedacht, die ihre Ersparnisse in Aktien, Anleihen oder Fonds anlegen wollen. Komplexe oder hochriskante Produkte sollen ausgeschlossen werden. Ziel ist es, eine einfache und transparente Investmentplattform zu schaffen.
Flexibilität und steuerliche Anreize
Anleger sollen die Möglichkeit erhalten, mehrere Konten zu führen und bei Bedarf problemlos zwischen Anbietern zu wechseln. Steuerliche Anreize und vereinfachte Verfahren – etwa durch die automatische Steuererklärung über den Anbieter – sollen zusätzlich zur Attraktivität beitragen.
Die Kommission empfiehlt den Mitgliedstaaten, ihre Systeme entsprechend auszubauen oder neue Modelle zu entwickeln – idealerweise auf Grundlage bestehender Best-Practice-Beispiele.
Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit Europas
Langfristig sollen SIAs nicht nur Einzelpersonen ermöglichen, mehr aus ihrem Kapital zu machen, sondern auch zur Finanzierung von Unternehmen und zur Stärkung der europäischen Wirtschaft beitragen. Durch breitere Beteiligung der Bevölkerung an Kapitalmärkten könnten Wachstum und Beschäftigung gefördert sowie die EU-Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gestärkt werden.


