Wirtschaftsexperten erwarten auch in den kommenden Jahren Inflationsraten, die die Zielmarken der Zentralbanken übersteigen. Dies geht aus der neuesten Ausgabe des Economic Experts Survey hervor, einer vierteljährlichen Erhebung des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Insbesondere in der Eurozone, aber auch in anderen Teilen der Welt, zeichnet sich eine hartnäckige Inflation ab.
In der Eurozone wird für das Jahr 2024 eine Inflationsrate von 2,6 Prozent erwartet, was über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegt. In Deutschland belaufen sich die Prognosen auf 2,4 Prozent, in Österreich auf 3,1 Prozent und in Frankreich auf 2,3 Prozent. Diese Werte verdeutlichen, dass die Inflationserwartungen selbst für die mittel- bis langfristige Zukunft über den Zielmarken verharren werden. „Aufgrund der stagnierenden Inflationserwartungen dürften die Zentralbanken vorsichtig bei Zinssenkungen agieren“, kommentierte Niklas Potrafke, Forscher am ifo Institut.
Weltweit wird die Inflation für 2024 mit vier Prozent prognostiziert, was im Vergleich zu den Erwartungen des Vorquartals einen Anstieg darstellt. Für das kommende Jahr gehen die befragten Experten von 3,9 Prozent aus, für 2027 von 3,6 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass die Inflationsraten weltweit weiterhin ein großes Thema für die Wirtschaftspolitik bleiben. Bemerkenswert ist, dass die Inflationsraten in Deutschland zuletzt unter der Zwei-Prozent-Marke lagen – so betrug die Inflation im September 2024 lediglich 1,6 Prozent. Dennoch erwartet die Umfrage für Deutschland eine Rückkehr zu 2,3 Prozent bis 2025 und 2,2 Prozent bis 2027.
Regional zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Inflationserwartungen in Westeuropa und Nordamerika für 2024 bei 2,5 bzw. 2,7 Prozent liegen, sind die Prognosen für andere europäische Regionen höher. Insbesondere Osteuropa sticht mit erwarteten Inflationsraten von 5,9 Prozent bis 2027 hervor. In Südamerika und weiten Teilen Afrikas bleiben die Inflationserwartungen besonders hoch und liegen für einige Länder sogar über 20 Prozent.
Die Umfrage, an der sich 1.514 Experten aus 119 Ländern beteiligten, fand vom 17. September bis 1. Oktober 2024 statt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die globalen Inflationsaussichten weiterhin herausfordernd bleiben und eine schnelle Rückkehr zu den Zielen der Zentralbanken unwahrscheinlich erscheint. Die Zentralbanken könnten daher gezwungen sein, ihre geldpolitischen Maßnahmen zu überdenken, um die langfristige Preisstabilität sicherzustellen.