Die Finanzierungslücke zwischen männlichen und weiblichen Startup-Gründerteams hat sich 2024 weiter vergrößert. Während rein männliche Teams 6,2 Milliarden Euro Risikokapital erhielten, flossen an rein weibliche Gründungsteams lediglich 43 Millionen Euro – ein Rückgang um 58 Prozent im Vergleich zu 2023. Das zeigt das aktuelle Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.
Frauenanteil in Finanzierungsrunden weiterhin gering
Nur vier Prozent aller Startups, die 2024 eine Finanzierungsrunde abschließen konnten, wurden ausschließlich von Frauen gegründet. Ihr Anteil am gesamten Investitionsvolumen betrug jedoch nur ein Prozent. Gemischte Teams erhielten zwölf Prozent der Investitionen, der Großteil des Kapitals ging an Männer.
Ein weiteres Indiz für die bestehende Ungleichverteilung: Bei Finanzierungsrunden ab 50 Millionen Euro lag der Frauenanteil in den Gründungsteams lediglich bei 7,1 Prozent.
Regionale Unterschiede und branchenspezifische Entwicklungen
In Niedersachsen (18 Prozent) und Hamburg (17 Prozent) sind Frauen in Gründungsteams überdurchschnittlich vertreten. In Nordrhein-Westfalen (fünf Prozent), Baden-Württemberg und Hessen (jeweils acht Prozent) hingegen bleibt ihr Anteil gering.
Branchenbezogen zeigt sich ein klares Muster: Während Frauen in den Sektoren Agricultural Technology (25 Prozent), E-Commerce (23 Prozent) und Climate-Tech (19,4 Prozent) häufiger vertreten sind, sind sie in kapitalstarken Bereichen wie Software & Analytics (7,4 Prozent) oder Energy (3,2 Prozent) stark unterrepräsentiert.
Experten sehen Rückschritt statt Fortschritt
Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY, spricht von einer alarmierenden Entwicklung: „Das Jahr 2024 bedeutet für die ohnehin schon große Gender Investment Gap einen Rückschritt. Während die Investitionssummen insgesamt steigen, profitieren rein weibliche Gründungsteams nicht.“ Er betont zudem, dass Diversität nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen gefördert werden sollte, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringe: „Vielfalt stärkt Innovation und Markterfolg – das wird in der Investmentwelt noch zu wenig berücksichtigt.“