Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erstmals seit Beginn der Zinserhöhungen im Jahr 2022 gesenkt. Der Rat der EZB beschloss am 30. Januar 2025, die drei maßgeblichen Zinssätze um jeweils 25 Basispunkte zu reduzieren. Damit liegt der Zinssatz für die Einlagefazilität ab dem 5. Februar bei 2,75 %, der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,90 % und der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 3,15 %.
Die Entscheidung reflektiert eine aktualisierte Einschätzung der Inflationsentwicklung. Die Teuerungsrate hat sich zuletzt im Einklang mit den Prognosen bewegt und könnte im Laufe des Jahres das mittelfristige EZB-Ziel von 2 % erreichen. Während sich die zugrunde liegende Inflation weiter abschwächt, bleibt die Binneninflation aufgrund von Lohnanpassungen in einigen Sektoren erhöht. Allerdings flacht das Lohnwachstum wie erwartet ab, was den Preisdruck mittelfristig verringern dürfte.
Mit der erneuten Zinssenkung will die EZB die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte schrittweise erleichtern. Dennoch bleiben die Finanzierungsbedingungen restriktiv, da sich frühere Zinserhöhungen weiterhin auf bestehende Kredite auswirken. Insbesondere fällige Darlehen werden teils zu höheren Konditionen verlängert. Trotz dieser Herausforderungen geht die EZB davon aus, dass steigende Realeinkommen und eine nachlassende Belastung durch die Geldpolitik die Nachfrage mit der Zeit stärken werden.
Neben den Leitzinsentscheidungen setzt die EZB ihren Kurs der Bilanznormalisierung fort. Die Bestände aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) und dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) werden weiter reduziert, indem fällige Wertpapiere nicht mehr reinvestiert werden. Zudem haben Banken im Dezember 2024 die letzten Beträge aus den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTROs) zurückgezahlt.
Trotz der Lockerung hält sich die EZB Optionen offen. Ihre künftigen Entscheidungen will sie von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen und betont, dass keine Vorfestlegung auf einen bestimmten Zinspfad erfolgt. Neben der Inflation spielen dabei auch die Übertragungseffekte der Geldpolitik und aktuelle Finanzmarktdaten eine zentrale Rolle.