Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat in seiner aktuellen Stellungnahme an die Mindestlohnkommission vor weiteren staatlichen Eingriffen in die Tarifautonomie gewarnt. Die Kommission, die im Juni 2025 über eine neue Anpassung des Mindestlohns ab 2026 entscheidet, hört regelmäßig Spitzenverbände zu den Auswirkungen auf ihre Branchen an. Der HDE fordert in diesem Zusammenhang eine Aussetzung der nächsten Mindestlohnanhebung.
Hintergrund sind die Pläne der Union und SPD, den Mindestlohn schrittweise auf 15 Euro zu erhöhen. Nachdem die SPD die Forderung bereits im Wahlkampf vorgebracht hatte, ist die Erhöhung, die von vielen Experten kritisch gesehen wird, nun Teil der kommenden Koalitionsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD.
Rückblickend sieht der Verband besonders die sprunghafte Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde im Oktober 2022 kritisch, die ohne vorherige Beteiligung der Mindestlohnkommission erfolgte. HDE-Geschäftsführer Steven Haarke betont, dass dies erhebliche Stauchungseffekte in den Tarifstrukturen verursacht habe. Durch fehlende Entgeltdifferenzierung seien tarifgebundene Arbeitgeber unter Druck geraten. Zudem sei das Vertrauen in die bisherige Praxis der Mindestlohnanpassung beschädigt worden.
Der HDE spricht sich deshalb entschieden gegen eine Mindestlohnerhöhung aus, die in laufende Tarifverträge des Einzelhandels eingreifen würde. Die bestehenden Entgelttarifverträge gelten noch bis Sommer 2026, und eine staatliche Erhöhung des Mindestlohns könnte diese unterlaufen. Um Arbeitsplätze zu sichern und Unternehmen nicht weiter finanziell zu belasten, fordert der Verband daher, auf eine Anhebung des Mindestlohns zu verzichten.