Der technologische Reifegrad im deutschen Einzelhandel entwickelt sich – jedoch langsamer als die strategischen Ambitionen vermuten lassen. Das zeigt die aktuelle KI-Studie 2025 des Handelsverbands Deutschland (HDE) in Zusammenarbeit mit Safaric Consulting. Im Rahmen der Befragung wurden 175 kleine, mittlere und große Handelsunternehmen analysiert.
Zentrale Erkenntnis: Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) wird erkannt, doch in der praktischen Umsetzung gibt es nach wie vor erhebliche Hürden – vor allem im Mittelstand. Die Studienergebnisse decken sich mit denen einer zeitgleich erschienenen Studie von Payone.
Strategische Relevanz steigt rasant
Künstliche Intelligenz ist kein Nischenthema mehr. 83% der befragten Unternehmen planen, testen oder nutzen bereits KI. Insbesondere generative KI hat den Zugang zur Technologie erleichtert und dadurch neue Anwendungsmöglichkeiten erschlossen – etwa bei der Texterstellung, im Social-Media-Monitoring oder bei der Datenanalyse. Die Anzahl abgeschlossener Projekte steigt, ebenso wie der wahrgenommene wirtschaftliche Nutzen. Fast 88% der Unternehmen sehen mittlerweile eine mittlere bis sehr hohe Bedeutung für ihre KI-Projekte.
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Unterschiedliche Reifegrade nach Unternehmensgröße
Mit dem erstmals eingesetzten KI-Reifegradmodell wurde der Entwicklungsstand differenziert gemessen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Unternehmen befindet sich auf den Reifegradstufen 2 und 3 – das entspricht einem niedrigen bis mittleren Entwicklungsniveau. Während große Handelsunternehmen mit über einer Milliarde Euro Umsatz im Schnitt einen Reifegrad von 3,3 erreichen, verharren kleinere Betriebe (unter 50 Mio. Euro Umsatz) bei durchschnittlich 1,8. Nur 9% der befragten Firmen haben einen hohen Reifegrad von 5 erreicht – das bedeutet eine tiefgreifende Integration von KI in die gesamte Wertschöpfung.

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Wachsende Lücke zwischen kleinen und großen Händlern
Die Studie belegt eine zunehmende Kluft bei der Umsetzung von KI-Projekten. Während 90% der großen Unternehmen Projekte initiiert oder umgesetzt haben, trifft das auf weniger als die Hälfte der kleinen Händler zu. Entscheidend sind dabei Ressourcen wie Datenqualität, technologische Infrastruktur und Expertise. Zudem steigt der Bedarf an externen Dienstleistern – besonders bei der Entwicklung individueller KI-Lösungen oder dem strategischen Management der Projekte.
Pilotprojekte nehmen zu – doch Skalierung bleibt selten
Rund 21,6% der Handelsunternehmen haben KI bereits im Rahmen von Pilotprojekten getestet. 16,2% setzen KI-Lösungen auf breiter Basis ein – ein Verdreifachung gegenüber 2023. Dennoch bleibt die durchgängige Integration über Prozessketten hinweg die Ausnahme. Die Mehrheit nutzt KI als Einzellösung in abgegrenzten Bereichen wie Marketing, Logistik oder IT.
Erfolgsfaktoren und Hindernisse
Hohe Datenqualität, fundierte KI-Kompetenz sowie ein professionelles Projekt- und Change-Management zählen laut Studie zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Gleichzeitig stellen genau diese Punkte für viele Unternehmen erhebliche Herausforderungen dar. Besonders der Mittelstand sieht sich mit einem Mangel an technischer und fachlicher Expertise konfrontiert. 58% nennen den Ausbau der KI-Kompetenz als entscheidend, um mehr Projekte realisieren zu können.
Fazit: Strategische Klarheit trifft auf Umsetzungsdefizite
Die Studie zeigt: Der Wille zur KI-Nutzung ist im Handel vorhanden – das zeigen auch die gestiegene Zahl an Projekten und die optimistischere Bewertung der Ergebnisse. Doch der Weg zur flächendeckenden, strategisch verankerten KI-Nutzung ist steinig. Während große Unternehmen bereits strukturiert voranschreiten, fehlen kleineren Betrieben oft die Mittel. Für eine erfolgreiche Zukunft der KI im Handel braucht es nicht nur Technik und Tools, sondern auch Know-how, Datenqualität und ein strategisch ausgerichtetes Projektmanagement.