In der deutschen Wirtschaft ist Künstliche Intelligenz endgültig angekommen. Laut einer neuen Bitkom-Studie setzen mittlerweile 36 Prozent der Unternehmen KI ein – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Weitere 47 Prozent diskutieren oder planen den Einsatz, während nur noch 17 Prozent angeben, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst spricht von einem klaren Durchbruch und verweist auf das große Potenzial für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation.
Mehrheit sieht KI als Schlüsseltechnologie
Acht von zehn Unternehmen betrachten KI mittlerweile als die wichtigste Zukunftstechnologie. Der Anteil derer, die KI für einen vorübergehenden Hype halten, ist deutlich zurückgegangen. Erstmals glaubt auch eine knappe Mehrheit, dass Unternehmen ohne KI-Einsatz langfristig keine Überlebenschance haben. Die Einschätzung, dass KI keinen Nutzen bringt, verliert zunehmend an Bedeutung.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Chancen überwiegen Risiken
83 Prozent der Unternehmen sehen KI als Chance, während nur 14 Prozent die Technologie mit Risiken verbinden. Ein knappes Viertel erwartet eine Veränderung des eigenen Geschäftsmodells durch KI, fast ebenso viele sehen die eigene Existenz bedroht. Trotz dieser Ambivalenz ist der Trend zur Nutzung klar erkennbar. Besonders niedrigschwellige, kostenlose Einstiegsmöglichkeiten fördern die Akzeptanz.
Investitionen steigen – aber moderat
29 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen in KI auszubauen. Gleichzeitig wollen 60 Prozent das Investitionsniveau halten. Nur ein sehr kleiner Anteil plant Kürzungen. Bitkom betont, dass professionelle KI-Lösungen, die tief in Unternehmensprozesse integriert sind, mit Kosten verbunden sind – aber zunehmend als notwendig erachtet werden.
Kundenkontakt im Fokus
KI kommt bislang vor allem in kundenbezogenen Bereichen wie Kommunikation und Marketing zum Einsatz. Produktionsnahe Anwendungen oder der Einsatz in Bereichen wie Controlling oder Personalwesen sind noch unterrepräsentiert. Nur wenige Unternehmen setzen KI bereits in ihren Produkten ein oder integrieren sie in mehrere Geschäftsbereiche.
Auswirkungen auf Beschäftigung bleiben unklar
Die Mehrheit der Unternehmen erwartet keine Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen. Ein Fünftel rechnet jedoch mit einem Rückgang, während 7 Prozent sogar einen Anstieg erwarten. Bei den KI-Nutzern fällt der erwartete Effekt leicht stärker aus – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ein Drittel hofft, dass KI den Fachkräftemangel abmildern kann.
Fachkräftemangel bremst Einsatz
Nur fünf Prozent der Unternehmen rekrutieren gezielt KI-Experten. Schulungen für Mitarbeitende sind selten. Dabei ist Weiterbildung laut Bitkom nicht nur notwendig, sondern künftig durch den AI Act sogar verpflichtend für Unternehmen, die KI einsetzen.
Rechtsunsicherheit größtes Hindernis
Fehlendes Know-how, zu wenig Personal und rechtliche Unsicherheiten zählen zu den Hauptbarrieren für einen umfassenderen KI-Einsatz. Auch Datenschutzanforderungen, die Angst vor Datenmissbrauch oder qualitativ fragwürdige Ergebnisse bremsen die Entwicklung. Etwa ein Drittel der Unternehmen beklagt eine geringe Akzeptanz innerhalb der Belegschaft.
Wunsch nach „Made in Germany“
93 Prozent der Unternehmen bevorzugen einen deutschen KI-Anbieter. Trotz hoher Sympathie für Lösungen aus den USA oder Japan bleibt der Wunsch nach lokalen, vertrauenswürdigen und leistungsfähigen Anbietern klar erkennbar. Dafür müssen deutsche Anbieter technologisch und wirtschaftlich mithalten können.
Skepsis gegenüber AI Act
Eine Mehrheit der Unternehmen sieht im AI Act eher eine Belastung als eine Hilfe. Der Aufwand für die Einhaltung der Vorschriften wird als hoch eingeschätzt, insbesondere bei sogenannten Hochrisiko-Systemen. Bitkom fordert eine klare, praxisnahe Umsetzung und verlängerte Fristen, um Innovationen nicht auszubremsen.
Was Unternehmen von der Politik erwarten
Neben einer Förderung deutscher Anbieter wünschen sich Unternehmen Reformen beim AI Act, besseren Zugang zu Daten und gezielte Investitionen in KI-Forschung und Infrastruktur. Eine bedeutende Zahl plädiert sogar für einen vorübergehenden Verzicht auf Regulierung – in Anlehnung an Diskussionen in den USA.


