Künstliche Intelligenz (KI) steht 2025 für Unternehmen weltweit ganz oben auf der strategischen Agenda. Laut der neuen Studie „BCG AI Radar 2025“ der Boston Consulting Group (BCG) planen 73 Prozent der befragten Unternehmen weltweit, ihre KI-Investitionen in den kommenden Monaten auszuweiten. Besonders bemerkenswert: Rund ein Drittel (31 %) dieser Unternehmen rechnet mit einem Budget von mehr als 25 Millionen US-Dollar.
Deutschland zeigt sich im internationalen Vergleich jedoch zurückhaltender: Hier planen nur 65 Prozent der Unternehmen, verstärkt in KI zu investieren – ein Wert, der deutlich unter dem globalen Durchschnitt liegt.
Regulierungen und Datenschutz als Innovationshemmnisse
Die Skepsis deutscher Unternehmen gegenüber KI-Einführungen hat mehrere Gründe. So gaben 52 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte an, sich durch regulatorische Hürden eingeschränkt zu fühlen – mehr als in jedem anderen untersuchten Land. Auch Datenschutzbedenken (62 %) und die Angst vor Kontrollverlust (46 %) bremsen den Fortschritt. Insbesondere die Vorgaben des EU AI Acts, der ab Februar 2025 strenge Regeln für den Einsatz und die Schulung rund um KI vorschreibt, wirken laut BCG-Partner Andrej Levin aktuell eher hemmend als fördernd.
Nutzbarkeit der Technologie bleibt hinter Erwartungen zurück
Ein weiteres Problem: Nur ein Viertel der deutschen Unternehmen sieht bislang signifikante Erfolge durch den Einsatz von KI. Dieses Defizit zeigt sich jedoch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. BCG-Experte Levin betont, dass viele Unternehmen KI-Projekte wie klassische IT-Einführungen behandeln und so deren volles Potenzial nicht ausschöpfen. Um dies zu ändern, sei eine umfassende Integration in die Unternehmensstrategie nötig, die neben technologischen Ansätzen auch organisatorische und kulturelle Veränderungen einbezieht. Besonders alarmierend: 60 Prozent der weltweit befragten Unternehmen – in Deutschland sogar 70 Prozent – messen den Erfolg ihrer KI-Initiativen derzeit nicht anhand klarer KPIs, sondern lediglich anhand operativer Ergebnisse.
KI-Transformation erfordert Qualifizierung der Belegschaft
Ein Lichtblick: Anders als oft befürchtet, sehen Unternehmen den zunehmenden Einsatz von KI nicht als Gefahr für Arbeitsplätze. Nur fünf Prozent der deutschen und sieben Prozent der weltweiten Unternehmen rechnen mit einem Stellenabbau. Stattdessen setzen Firmen auf Produktivitätssteigerung und Weiterbildung der Belegschaft. Dennoch hinkt Deutschland hier hinterher: Nur 30 Prozent der Unternehmen haben bislang mindestens ein Viertel ihrer Mitarbeitenden im Umgang mit KI geschult. Länder wie Singapur (44 %) und Japan (38 %) sind hier weiter.
Autonome KI-Agenten: Potenzial bleibt ungenutzt
Während KI-Agenten – autonome Programme, die Aufgaben ohne menschliches Eingreifen erledigen – global an Bedeutung gewinnen, bleibt ihr Einsatz in Deutschland verhalten. Nur 30 Prozent der deutschen Führungskräfte sehen in ihnen eine zentrale oder komplementäre Rolle, verglichen mit 38 Prozent in Spanien und 37 Prozent in den USA. Laut BCG-Partner Levin müssen deutsche Unternehmen nicht nur in Technologie, sondern auch in Prozesse und die Unternehmenskultur investieren, um den Anschluss an internationale Standards nicht zu verlieren.
Fazit: Strategie entscheidet über Erfolg
Die BCG-Studie macht deutlich, dass der Einsatz von KI nur dann nachhaltig erfolgreich sein kann, wenn Unternehmen klare Ziele setzen und ganzheitliche Strategien entwickeln. Für deutsche Firmen bedeutet dies, regulatorische Unsicherheiten zu überwinden und stärker in die Schulung der Mitarbeitenden zu investieren. Nur so können sie das volle Potenzial von KI ausschöpfen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben.