Eine Gruppe von britischen Einzelhändlern hat Amazon mit einer milliardenschweren Klage wegen des angeblichen Missbrauchs von Daten konfrontiert. Wie Silicon Republic berichtet, hat die British Independent Retailers Association (BIRA) Klage am 6. Juni beim Competition Appeal Tribunal in London eingereicht und fordert eine Milliarde Pfund Schadensersatz.
Laut BIRA hat Amazon seit Oktober 2015 nicht-öffentliche Daten von britischen Einzelhändlern auf seiner Plattform verwendet und dadurch Gewinne auf Kosten der Händler erzielt. Diese Daten seien „allein und ausschließlich“ Eigentum der betroffenen Einzelhändler. Die Vereinigung beschuldigt Amazon zudem, den „Buy Box“-Algorithmus manipuliert zu haben. Dieses „In den Einkaufswagen“- oder „Jetzt kaufen“-Feld zeigt Angebote basierend auf Amazons Algorithmus an und beeinflusst maßgeblich die Kaufentscheidungen der Kunden.
Die Nutzung dieser vertraulichen Daten sei für Amazon von kommerziellem Wert und helfe dem Unternehmen, zu entscheiden, ob es in ein neues Produktsegment eintritt, wie es ein Produkt preist und welche Kunden es anspricht. Dies habe zusammen mit der Manipulation der „Buy Box“ dazu geführt, dass Amazon erfolgreich in den Markt eintreten und Gewinne der UK-Einzelhändler abziehen konnte.
Bereits 2022 eröffnete die UK Competition and Markets Authority (CMA) eine Untersuchung gegen Amazon, da Bedenken bestanden, dass die Praktiken des Unternehmens auf dem Marktplatz sowohl Verbrauchern als auch Verkäufern schaden könnten. Ende letzten Jahres akzeptierte die CMA freiwillige Zusagen von Amazon, die unabhängigen Verkäufern eine faire Chance geben sollen, in der „Buy Box“ des Amazon-Marktplatzes präsentiert zu werden. Zudem versprach Amazon, die von Drittanbietern gewonnenen Marktplatzdaten nicht zu nutzen, um sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
BIRA bezeichnete diese Zusagen als Versuch Amazons, einer umfassenden Untersuchung und einer detaillierten Entscheidung der CMA über sein Verhalten zu entgehen.