Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown zeigt sich: Viele Konsumtrends, die während der Pandemie entstanden, haben Spuren hinterlassen – manche nur vorübergehend, andere dauerhaft. Die aktuellen Zahlen der NIQ-Studie „Consumer Life“ liefern ein differenziertes Bild darüber, wie sich Einstellungen und Kaufentscheidungen seit 2020 verändert haben.
Nachhaltigkeit verliert an Priorität
Während der Pandemie rückten Umwelt- und Klimaschutz stark ins Bewusstsein der Verbraucher. Doch dieser Fokus hat deutlich nachgelassen. Nur noch 22 Prozent geben heute an, Schuldgefühle zu empfinden, wenn sie sich nicht umweltfreundlich verhalten – 2019 waren es noch 30 Prozent. Auch die Bereitschaft, persönliche Einschränkungen für den Klimaschutz hinzunehmen, ist spürbar gesunken.
Nachhaltigkeit ist heute vor allem dann gefragt, wenn sie sich finanziell rechnet. Bio-Produkte und pflanzenbasierte Lebensmittel behaupten sich zwar weiterhin am Markt, wachsen aber vor allem dort, wo sie über Handelsmarken günstiger angeboten werden – insbesondere im Discount-Segment.
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Wertewandel mit kurzer Halbwertszeit
Solidarität, Regionalität und Gesundheitsbewusstsein – diese Themen rückten während der Pandemie verstärkt in den Mittelpunkt. Doch der Aufschwung war nicht von Dauer. Der Anteil der Konsumenten, die gezielt lokale Anbieter unterstützen, sank von 31 Prozent (2021) auf 29 Prozent (2024). Auch das Interesse an gesunder Ernährung ließ nach: Nur noch 22 Prozent suchen aktiv nach gesunden Lebensmitteln – weniger als vor der Pandemie.
Statt ganzheitlicher Gesundheit dominieren heute Fitness, Ästhetik und Lifestyle. Nahrungsergänzungsmittel und Proteinprodukte boomen, vor allem bei jungen Zielgruppen. Dabei geht es weniger um langfristiges Wohlbefinden als um das äußere Erscheinungsbild – oft getrieben von sozialen Medien.

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Homeoffice rückläufig, Convenience bleibt
Der massive Schub für das Homeoffice während der Lockdowns ist inzwischen wieder rückläufig. Nur noch 13 Prozent der Beschäftigten arbeiten ausschließlich von zu Hause. Hybride Modelle bleiben mit einem Anteil von 32 Prozent stabil. Bleibend ist hingegen der Trend zur Convenience: Fertiggerichte, Trinkmahlzeiten und andere zeitsparende Lösungen sind weiterhin gefragt.
Auch der Onlinehandel profitiert nachhaltig von der Pandemie: Der Anteil technischer Gebrauchsgüter, die online verkauft werden, liegt bei stabilen 48 Prozent. Besonders Omnichannel-Händler konnten ihren Online-Anteil deutlich ausbauen – von rund 10 Prozent vor der Pandemie auf heute 16 Prozent.
Einkaufserlebnis zwischen Pragmatismus und Preisdruck
Panikartige Hamsterkäufe gehören der Vergangenheit an. Stattdessen kehrt das Einkaufsverhalten zu kleineren, häufigeren Besuchen zurück. Der Trend zum One-Stop-Shopping hat sich mit dem Ende der Einschränkungen abgeschwächt. Verbraucher suchen heute gezielt nach Angeboten – nicht zuletzt, weil sich durch die Inflation das Preisbewusstsein geschärft hat.
Während der Pandemie investierten viele in teure Anschaffungen für das Zuhause – von Unterhaltungselektronik bis Feinkost. Der „Gönn-dir“-Trend wich jedoch schnell einem pragmatischen Konsumstil. Heute dominieren Rabattaktionen und gezielte Käufe zu besonderen Anlässen wie dem Black Friday. Marken, die flexibel auf diese neue Realität reagieren, sind klar im Vorteil.
Fazit: Dauerhafte Veränderungen in unsicheren Zeiten
Das Konsumverhalten hat sich in den letzten fünf Jahren stark verändert – mit bleibenden Folgen. Zwar haben sich viele Pandemie-Trends abgeschwächt oder gewandelt, doch Convenience, Preis-Leistungs-Bewusstsein und datenbasierte Anpassungsfähigkeit sind für Unternehmen heute wichtiger denn je. Wer schnell auf Wandel reagiert und differenziert zwischen Hype und echten Bedürfnissen, bleibt wettbewerbsfähig.