Trotz angespannter wirtschaftlicher Lage beschäftigt der deutsche Einzelhandel über 3,1 Millionen Menschen. Ein bedeutender Teil davon sind rund 800.000 Minijobber – ein Arbeitskräftepotenzial, das laut Handelsverband Deutschland (HDE) für die Branche unverzichtbar ist. Die derzeitige politische Diskussion über eine mögliche Abschaffung dieser Beschäftigungsform bewertet der Verband daher als realitätsfern und gefährlich.
Fokus auf tatsächliche Herausforderungen gefordert
Der HDE kritisiert die Debatte um Minijobs als Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Problemen der Sozialpolitik. Statt über die Existenzberechtigung geringfügiger Beschäftigungen zu diskutieren, sollte die Politik laut Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dringend Maßnahmen gegen die steigenden Arbeitskosten und den zunehmenden Verwaltungsaufwand ergreifen. „Was wir brauchen, ist eine verbindliche Deckelung der Gesamtsozialversicherungsbeiträge bei 40 Prozent. Nur so schaffen wir Planungssicherheit für Investitionen“, fordert Genth.
Auch der zunehmenden Bürokratie müsse entschieden entgegengetreten werden. In diesem Zusammenhang kritisiert der HDE insbesondere die aktuell umstrittene EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Mitte 2026 umgesetzt werden soll. Diese sei laut Genth ein „Bürokratiewahnsinn“, der in der Praxis nicht vermittelbar sei.
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Minijobs als flexible Lösung für branchenspezifische Anforderungen
Minijobs erfüllen im Einzelhandel eine zentrale Rolle – vor allem bei der Abfederung von Stoßzeiten am Mittag und Abend. Für viele Betriebe sind sie ein entscheidendes Flexibilisierungsinstrument im Personalmanagement. Genth betont, dass Minijobs nicht nur aus unternehmerischer Sicht wichtig sind, sondern auch bei den Beschäftigten auf hohe Akzeptanz stoßen.
Gerade Schüler, Studenten und Rentner nutzen diese Form des Hinzuverdienstes gezielt – sei es aus zeitlichen Gründen, zur Aufbesserung des Einkommens oder wegen der steuerlichen Vorteile. Ein plötzlicher Wegfall dieser Arbeitskräfte wäre laut HDE nicht zu kompensieren. „Ohne Minijobber könnten wir den gewohnten Service weder flächendeckend noch zu allen Tageszeiten aufrechterhalten“, warnt Genth.


