Die Ergebnisse einer aktuellen Testreihe des europäischen Dachverbands der Spielwarenindustrie, Toy Industries of Europe (TIE), und nationaler Verbände haben alarmierende Defizite bei der Sicherheit von Spielwaren aus Drittstaaten aufgezeigt. Dies meldet der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI). Von mehr als 100 Spielwaren, die auf zehn großen Online-Marktplätzen gekauft und durch unabhängige Labore geprüft wurden, erfüllten 80% nicht die geltenden EU-Sicherheitsvorschriften. Diese Missstände betreffen insbesondere Produkte aus China, die über Plattformen wie Temu, AliExpress und Wish verkauft werden. Die Sicherheitsmängel reichen von unzureichender Materialfestigkeit, die eine Erstickungsgefahr für Kleinkinder birgt, bis hin zur Überschreitung chemischer Grenzwerte.
Die mangelnde Einhaltung von EU-Vorschriften durch Händler aus Drittstaaten wird vor allem durch fehlende rechtliche Verantwortlichkeit der Online-Marktplätze begünstigt. Catherine Van Reeth, Generaldirektorin von TIE, betont, dass es eine Gesetzeslücke gebe, die dringend geschlossen werden müsse. „Ohne rechtliche Verantwortung der Plattformen wird es immer unsichere Produkte auf dem Markt geben“, so Van Reeth.
Auch der Deutsche Verband zeigt sich wenig überrascht von den Ergebnissen. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil sieht dringenden Handlungsbedarf: „Das Problem ist bekannt, aber die Lösungen stehen noch aus. Die unfairen Wettbewerbsbedingungen zulasten europäischer Hersteller müssen ein Ende haben.“ Der Verband fordert strengere Kontrollen und eine schnellere Umsetzung der geplanten Zoll-Reform, die erst 2028 in Kraft treten soll.
Während die europäische Spielwarenindustrie seit mehr als einem Jahr für effektivere Marktkontrollen und die Durchsetzung bestehender Gesetze kämpft, zeigt sich die Politik zunehmend sensibilisiert. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz lud kürzlich den DVSI und eine Delegation von Spielwarenherstellern zu Gesprächen ein, um mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Ein neuer Aktionsplan für den E-Commerce, der seit September vorliegt, könnte eine Grundlage für stärkere Verbraucherrechte bieten. Ob und wann konkrete Reformen umgesetzt werden, bleibt jedoch abzuwarten.