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Nachhaltige Konsumentscheidungen nehmen in Deutschland zu, doch eine Studie zeigt: Die Bereitschaft, mehr für Nachhaltigkeit zu zahlen, bleibt begrenzt. Während Second-Hand-Käufe und Bio-Produkte boomen, setzen Verbraucher auf kurze Lieferketten. Händler müssen Vertrauen und Transparenz stärken, um langfristig zu überzeugen.
Nachhaltiger Konsum ist in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Doch wie sieht die Realität am Point of Sale aus? Eine neue Studie der Unternehmensberatung BearingPoint in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut ODOXA zeigt, dass die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, nachhaltige Produkte zu kaufen, hinter den europäischen Werten zurückbleibt. Insbesondere die Preissensibilität bleibt ein entscheidender Faktor.
Laut der Befragung geben 59 % der deutschen Konsumenten an, Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Kaufentscheidungen zu berücksichtigen – deutlich weniger als der europäische Durchschnitt von 66 %. Zudem empfinden sich deutsche Verbraucher als weniger einflussreich, wenn es um nachhaltige Kaufentscheidungen geht: Während europaweit 72 % der Konsumenten glauben, mit ihrem Kaufverhalten etwas bewirken zu können, sind es in Deutschland nur 67 %.
Eine große Rolle spielt auch das Vertrauen in den Handel. 64 % der Deutschen glauben, dass Einzelhändler und Marken ihre Nachhaltigkeitsversprechen einhalten – ein Wert, der dem europäischen Durchschnitt entspricht. Dennoch führen die oft höheren Preise nachhaltiger Produkte dazu, dass Kunden in Deutschland zögerlicher zugreifen.
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Ein Bereich, in dem sich das Verhalten jedoch sichtbar verändert, ist der Second-Hand-Markt. 67 % der deutschen Verbraucher kaufen mittlerweile bewusst Gebrauchtwaren. Reparatur und Wiederverwertung gewinnen ebenfalls an Bedeutung: 74 % der Befragten in Deutschland nutzen Reparaturangebote, ähnlich wie in anderen europäischen Ländern (77 %). Gleichzeitig geben 20 % an, weniger neue Produkte zu kaufen als im Vorjahr.
Besonders stark ist dieser Trend in den Bereichen Spielzeug, Heimwerken und Garten zu beobachten. Hier spielen nicht nur finanzielle, sondern auch gemeinschaftliche Aspekte eine Rolle – der Austausch mit Gleichgesinnten über Second-Hand-Plattformen oder Tauschbörsen wird zunehmend wichtiger.
Beim Thema nachhaltige Lebensmittel zeigt sich ein differenziertes Bild. 80 % der deutschen Verbraucher bevorzugen nachhaltige Verpackungslösungen wie Mehrwegsysteme oder Großgebinde – ein höherer Wert als der europäische Durchschnitt (73 %). Auch Bio-Produkte sind in Deutschland überdurchschnittlich gefragt: 78 % der Konsumenten greifen darauf zurück, während es europaweit 75 % sind.
Ein besonders wichtiger Aspekt für deutsche Kunden ist die Herkunft der Lebensmittel. 84 % bevorzugen kurze Lieferketten, beispielsweise durch den Kauf regionaler Produkte. In Ländern wie Italien (89 %) ist dieser Trend noch stärker ausgeprägt, während andere europäische Märkte wie das Vereinigte Königreich oder die Niederlande hinterherhinken.
Die Studienautoren betonen, dass Nachhaltigkeit im Einzelhandel eine wachsende Rolle spielt. Doch damit Unternehmen langfristig erfolgreich sind, müssen sie mehr als nur umweltfreundliche Produkte anbieten. „Vertrauen in die Nachhaltigkeitsversprechen von Marken wird zu einem entscheidenden Faktor“, sagt Nikolaos Sioulvegas, Partner bei BearingPoint. Händler und Hersteller stehen vor der Herausforderung, glaubwürdig und transparent zu kommunizieren – nur so können sie Kunden langfristig binden und sich im Wettbewerb behaupten.
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