Inmitten eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds und einer zunehmenden Konsumzurückhaltung meldet der Berliner Mode-Gigant Zalando Umsatzeinbußen und einen gleichzeitigen Gewinnsprung, wie der veröffentlichte Jahresabschluss 2023 zeigt. Die Herausforderungen des Jahres 2023 spiegeln sich in einem Rückgang von rund 16 Millionen Bestellungen und einem Verlust von etwa 1,6 Millionen Kunden wider, was unterm Strich ein Umsatzrückgang um 1,9 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro sowie eine Reduktion des Bruttowarenwerts (GMV) um 1,1 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro verursachte.
Entgegen den nachfragebedingten Schwierigkeiten konnte Zalando allerdings sein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), bereinigt um Sondereffekte, um starke 89,5 Prozent auf 349,9 Millionen Euro steigern. Der Nettogewinn verbesserte sich im Jahresvergleich sogar mehr als vierfach auf 83,0 Millionen Euro. Diese Zahlen belegen, dass die jüngsten Maßnahmen zur Steigerung der Bruttomarge und Verbesserung der Rentabilität Früchte getragen haben.
Neben der Stärkung des B2B-Segments legt Zalando auch im B2C-Bereich den Fokus auf Qualität, Lifestyle und personalisierte Beratung, um sich vom Wettbewerb abzuheben und Marktanteile zu gewinnen. Der Ausbau des Angebots in den Bereichen Kinder & Familie sowie Sport sowie die Förderung von Vielfalt und Inklusion im eigenen Sortiment sind Teil dieser strategischen Neuausrichtung.
Ein entscheidender Schritt in Zalandos neuer Strategie ist die Transformation seines seit 2019 bestehenden Plattform-Modells in ein umfassendes E-Commerce-Ökosystem. Dieses soll sich insbesondere dem Cross-Border-Commerce im B2B-Bereich widmen und die Logistik-, Software- und Service-Infrastruktur Zalandos für Markenpartner:innen und den Einzelhandel öffnen. Ziel ist es, den B2B-Bereich zu einem Multi-Milliarden-Euro-Geschäft zu entwickeln.
Trotz einer kurzfristig weiterhin gedämpften Kauflaune in Europa, die voraussichtlich auch 2024 spürbar sein wird, prognostiziert das Unternehmen eine Erholung und profitables Wachstum in den folgenden Jahren. Diese positive Entwicklung spiegelte sich bereits in einem Anstieg der Zalando-Aktien wider, was auf ein wiedergewonnenes Vertrauen der Anleger hindeutet. Zalando kündigte an, das Bruttowarenvolumen (GMV) und den Umsatz bis zum Jahr 2028 jährlich um fünf bis zehn Prozent steigern zu wollen. Ziel ist es, eine Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern von sechs bis acht Prozent zu erreichen.
Die Ankündigung, zudem erstmals Ergebnisse für das B2B-Segment auszuweisen und innovative Services wie ZEOS zu nutzen, unterstreicht Zalandos Bestreben, sein Geschäftsmodell zu diversifizieren und seine Position im E-Commerce-Markt zu stärken. Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Lifestyle und die Expansion im B2B-Bereich navigiert Zalando durch herausfordernde Zeiten und setzt dabei ambitionierte Ziele für die kommenden Jahre.
Der Ausblick auf 2024 und die nächsten Jahren ist bei Zalando, das sich vermehrt in direkte Konkurrenz mit stark wachsenden Fast-Fashion-Anbietern wie Shein befindet, demnach von moderatem Wachstum und eine durch das B2B-Segment gestützte höhere Profitabilität geprägt. Die „angezogene Handbremse“, wie es Jochen Krisch von Exciting Commerce formuliert, könnte durchaus zu einem Wettbewerbsvorteil für die neuen chinesischen Wettbewerber werden. Shein und Zalando nagen durchaus am gleichen Share-of-wallet der jüngeren Konsumenten.