Im dynamischen Umfeld der sozialen Medien stehen Marken im Jahr 2024 vor einer wachsenden Vielfalt an Plattformen, ständigen Algorithmus-Updates und dem sich entwickelnden digitalen Fußabdruck der Technologiegiganten. Diese Herausforderungen erschweren es den Social Media-Vermarktern zunehmend, effektiv mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten.
Eine umfassende Brandwatch-Analyse von 347 Marken aus acht US-Branchen zeigt vor allem eins: Dass Marken nur einen Bruchteil der gesamten markenbezogenen Konversation initiieren. Konsumenten lenken mit über 98% aller Interaktionen den Kurs der markenbezogenen Diskussionen online, sodass Marken keine andere Wahl haben, als zuzuhören und, mal weniger gut, zu reagieren.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Analyse gehört erwartungskonform, dass AI-basierte Tools wie AI-Content-Writer, Bildgeneratoren und Chatbots unter Marketern und Content Creatorn immer mehr an Boden gewinnen. Die neuen Werkzeuge verändern grundlegend die Art und Weise, wie Unternehmen Inhalte erstellen, visuell darstellen und das Kundenengagement in sozialen Medien steuern. ChatGPT hat sich als eine Art Geheimwaffe für Social-Media-Marketer etabliert. Diese nutzen solche Tools, um alltägliche Aufgaben zu vereinfachen, Kreativität zu fördern und die Output-Leistung zu steigern. Dies wird unter anderem in unserem „Social Media Manager’s Guide to ChatGPT“ näher beleuchtet.
Große Marketingplattformen wie Hubspot und Salesforce haben außerdem eigene proprietäre KI-Werkzeuge entwickelt, um die Produktivität ihrer Nutzer zu steigern und Zeit zu sparen. Brandwatch’s AI bietet dabei die Möglichkeit, Forschungsfähigkeiten zu verbessern und Social-Media-Strategien umfassend zu optimieren.
Das globale Wachstum und die noch immer zunehmende Anzahl an Nutzern führt dazu, dass soziale Netzwerke kontinuierlich ihre Plattformen verbessern. Jüngste Updates umfassen unter anderem die Einführung von Textbeiträgen auf TikTok und neue Funktionen wie Collab, interaktive Sticker und Live-Streaming auf YouTube Shorts.
Die Analyse zeigt allerdings auch, dass soziale Medien immer fragmentierter werden. Beispielhaft dafür ist die Einführung von Threads durch Meta, die die ohnehin schon fragmentierte Social-Media-Landschaft weiter aufsplittet und als eine Art Twitter-Instagram-Mischung sowohl in USA als auch Europa nach enormen Wachstumsraten noch ziemliche „Positionierungsschwierigkeiten“ hat.
Ein Bericht von PowerReviews zeigt auch auf, dass nahezu alle Kunden (99,9%) in den USA Bewertungen lesen, wenn sie online einkaufen. Besonders in Branchen wie dem Lebensmittelsektor, wo oft ein höheres Volumen an negativem Verbraucherfeedback zu verzeichnen ist, wird deutlich, dass Online-Bewertungen einen erheblichen Einfluss haben und im Zentrum jeder modernen Marketingstrategie stehen sollten.
Die Interaktionsebenen variieren branchenübergreifend. Beispielsweise erweist sich die Erstellung von teilbarem Inhalt und das Erhalten von Retweets für Marken in den Bereichen Unterhaltung und Konsumtechnologie als effektiv. Im Gegensatz dazu nutzen Marken im Finanzdienstleistungssektor soziale Medien eher für den Kundensupport, um Anfragen zu beantworten und Beschwerden zu lösen.
Die Untersuchung, wie sich die Verbraucherhaltung in den letzten sechs Monaten verändert hat, ist aufschlussreich, da sie wertvolle Einblicke in die unmittelbaren Auswirkungen kürzlicher Ereignisse, Trends und Veränderungen in der Gesellschaft bietet. So zeigt beispielsweise die Analyse einen 41%igen Rückgang positiver Erwähnungen und einen 6%igen Anstieg negativer Erwähnungen für Marken im Lebensmittelsektor in den ersten zwei Quartalen 2023 im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten. Ein Fingerzeig auf die Inflation, die vor allem auch den Lebensmittelsektor betrifft und zu dieser Zeit vergleichbar mit der in Europa war.
In der ersten Hälfte des Jahres 2023 verzeichneten Einzelhandelsmarken 14% weniger Erwähnungen (99,73 Millionen) im Vergleich zu 116,24 Millionen Erwähnungen im Zeitraum von Juni bis Dezember 2022. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Einzelhandelsmarken in der zweiten Jahreshälfte aufgrund von Ereignissen wie Black Friday, Cyber Monday und Weihnachten in der Regel mehr Gesprächsstoff generieren.
Auch die Anzahl unterschiedlicher User und Autoren, die über Einzelhandelsmarken sprachen, ging bei X, in USA noch immer DER Social-Media-Kanal mit großer Reichweite, um 4% zurück (auf 11,47 Millionen) – verglichen mit 11,93 Millionen im vorherigen Sechsmonatszeitraum.
Die drei Schlüsselthemen in der Einzelhandelskommunikation in USA waren:
- Einzelhandelsboykotts: Daten von Brandwatch zeigen, dass nicht nur die Konsumgüterindustrie von „Boykotts“ betroffen ist. Auch Einzelhandelsmarken sahen sich im ersten Halbjahr 2023 mit Boykottaufrufen konfrontiert, oft aufgrund von als unfair empfundenem Verhalten oder einer Diskrepanz zwischen den Werten der Verbraucher und denen der Unternehmen. In diesem Zeitraum verzeichneten wir fast 517.000 Boykott-Erwähnungen – ein Anstieg von 150% gegenüber den vorangegangenen sechs Monaten.
- Reaktionen auf die Insolvenz großer Einzelhändler: Die Insolvenzmeldung von Bed Bath & Beyond und deren Übernahme durch Overstock sorgte für viel Aufsehen in den sozialen Medien. Besonders die berühmten Coupons des Einzelhändlers standen im Mittelpunkt der Diskussionen, wobei sich viele Verbraucher über das Schicksal ihrer angesammelten Coupons Gedanken machten.
- Verbraucher suchen nach Sparoptionen: Coupons waren ein wichtiges Thema in Gesprächen über den Einzelhandelssektor. Insgesamt gingen die Erwähnungen von Coupons leicht zurück, aber die Anzahl der Personen, die über das Thema sprachen, stieg um 48% an. Dies deutet darauf hin, dass Verbraucher im Einzelhandelssektor nach wie vor stark an der Nutzung von Coupons und dem Sparen von Geld interessiert sind.
Die Analyse zeigt, dass Einzelhandelsmarken in Summe weniger Gesprächsstoff generierten, was teilweise saisonal bedingt sein könnte. Die Themen Boykotts und Insolvenzen großer Einzelhändler unterstreichen die Bedeutung von Unternehmensethik und Kundenbindung in der Branche. Gleichzeitig verdeutlicht das anhaltende Interesse an Coupons die Wichtigkeit von Preisnachlässen und Sparangeboten für die Verbraucher. Die emotionale Reaktion der Verbraucher auf Coupons offenbart ein gemischtes Bild: Während einige Marken Freude und Begeisterung auslösen, führen andere zu Frustration und Enttäuschung. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Einzelhändler, ihre Coupon-Strategien sorgfältig zu gestalten und die Kundenerfahrung stetig zu verbessern, um positive Reaktionen zu fördern und negative zu minimieren.
Die in den USA beobachteten Trends und Ergebnisse sind durchaus auf den deutschen Markt übertragbar. Insbesondere die rasante Entwicklung und Akzeptanz von KI-Tools wie ChatGPT, die Veränderungen in den einzelnen sozialen Medien sowie die Bedeutung von Online-Bewertungen spiegeln globale Trends wider, die auch in Deutschland relevant sind. Da der deutsche Markt ähnliche digitale Verhaltensmuster und Verbraucherpräferenzen wie der US-Markt zeigt, ist es durchaus ratsam, die US-Entwicklungen genau zu beobachten.