Das Discount-Shopping-Portal Temu, Tochter des chinesischen E-Commerce-Giganten PDD Holdings, soll im ersten Halbjahr 2024 einen Anstieg des Bruttowarenwerts (GMV) auf etwa 20 Milliarden US-Dollar verzeichnet haben. Dies berichtet exklusiv das chinesische Medienunternehmen 36Kr. Damit würde Temu bereits jetzt den Bruttoumsatz von 18 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2023 übertreffen und den 20-Milliarden-Dollar-GMV-Meilenstein deutlich schneller als die chinesischen Konkurrenten Shein und TikTok Shop erreichen.
Allein im zweiten Quartal erzielte Temu laut 36Kr einen GMV von etwa 12 Milliarden US-Dollar. Der chinesische Marktplatz, der erst im September 2022 in den USA und im Frühjahr 2023 in Europa gestartet ist, scheint auf dem besten Weg zu sein, das für dieses Jahr gesetzte Ziel von 30 Milliarden US-Dollar GMV zu erreichen oder vermutlich sogar zu übertreffen. Dies wäre fast eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr.
Ein bedeutender Strategiewechsel für Temu scheint die Änderung der Fulfillment-Strategie in den USA, die im März 2024 gestartet wurde. Dabei übernimmt die Plattform nicht mehr die gesamte Logistik, sondern überlässt diese teilweise den Händlern. Dieser Ansatz hat mehrere Vorteile: Er erlaubt eine größere Produktvielfalt, reduziert die hohen Logistikkosten für Temu und sorgt für schnellere Lieferungen. Bereits im Juli 2024 machten laut 36Kr Verkäufe im Rahmen dieses Modells 20 % des Umsatzes in den USA aus.
Weiterhin plant Temu dem Bericht nach, den Anteil des US-Marktes am Gesamtumsatz zu reduzieren und sich stärker auf Europa zu konzentrieren. Im zweiten Quartal 2024 lag der US-Anteil am GMV bei etwa 45 %. Langfristig soll der US-Anteil auf 30 % gesenkt werden. Temus Ziel ist es offenbar, den europäischen Marktanteil auf 50 % zu steigern. Die Plattform richtet sich in der nächsten Wachstumsphase deshalb vor allem an erfahrene Amazon-Händler in Europa, die über bestehende Logistik- und Lagerkapazitäten verfügen.
Dennoch stehen Temu und seine Konkurrenten vor mehreren regulatorischen Herausforderungen in Europa. Allen voran plant die EU, Zölle auf günstige Waren von chinesischen Online-Händlern wie Temu, Shein und AliExpress zu erheben. Zudem werden angesichts der Umsatzdimensionen Untersuchungen gemäß des Digital Services Act (DSA) und/oder des Digital Markets Act (DMA) sicher in Kürze folgen.