Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai zum ersten Mal seit einem halben Jahr eingetrübt. Laut dem Ifo-Institut sank das Ifo-Geschäftsklima gegenüber dem Vormonat um 1,7 Punkte auf 91,7 Zähler. Zuvor war das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer sechs Monate in Folge gestiegen. Experten zufolge ist dieser Dämpfer beim Ifo-Index kein Einzelfall, und es wird nicht ausgeschlossen, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Rezession kommen könnte.
Ifo-Präsident Clemens Fuest kommentierte das Ergebnis der Umfrage unter rund 9.000 Unternehmen mit den Worten: „Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer.“ Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang gerechnet und einen Indexwert von 93,0 Punkten erwartet.
Die befragten Unternehmen bewerten die künftigen Geschäfte deutlich schlechter. Der entsprechende Indexwert für die Geschäftserwartungen fiel im Mai auf 88,6 Punkte, nach 91,7 Zählern im Vormonat. Auch die aktuelle Lage wird von den Unternehmen im Mai weniger positiv eingeschätzt.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht in dieser Entwicklung keinen Ausreißer. Er verweist auf andere wichtige Frühindikatoren und die Auftragseingänge, die sich zuletzt alle klar nach unten entwickelt haben.
Analyst Andreas Scheuerle von der Dekabank warnt vor einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal. Er verweist auf die Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation. Der globale Zinsanstieg belastet auch die Konjunktur wichtiger Handelspartnerländer wie den USA oder Großbritannien und mindert den Exporterfolg Deutschlands.
Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen weist jedoch auf die weiterhin robuste Lage im Dienstleistungsbereich hin. Dies könnte dazu beitragen, dass eine Rezession in der deutschen Wirtschaft vermieden werden kann. Wortberg hält sogar eine konjunkturelle Erholung im weiteren Verlauf des Jahres für möglich.
Die aktuellen Daten des Ifo-Geschäftsklimas spiegeln die zunehmenden Herausforderungen wider, mit denen die deutsche Wirtschaft konfrontiert ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Auswirkungen sie auf die Gesamtwirtschaft haben wird. Unternehmen müssen flexibel und anpassungsfähig bleiben, um den Herausforderungen zu begegnen und mögliche Chancen zu nutzen.
Quelle: DPA