Bereits im November letzten Jahres wurden Gerüchte laut, dass das 2018 gegründete Thrasio, einst der führende Amazon-Aggregator mit Sitz in den USA, die Insolvenz vorbereite – was nun offiziell Ende Februar bestätigt und nach amerikanischem Recht angemeldet wurde. Die Insolvenz markiert einen signifikanten Wendepunkt für ein Unternehmen, das als Vorreiter in der Akquisition und Optimierung kleiner Amazon-Händler galt.
Thrasio’s Geschäftsmodell, das den Kauf und die Entwicklung von FBA-Sellern (Fulfillment by Amazon) umfasste, galt seinerzeit als lukrative Strategie, war aber schon immer eine gewisse Wette auf die Zukunft. Diese Strategie stieß spätestens dann auf Herausforderungen, als der allgemeine Post-Corona E-Commerce-Boom, besonders in Europa und Deutschland, nachzulassen begann. Als Hauptproblem identifizierte sich die zentrale Steuerung der akquirierten, eigenständigen Marken.
Trotz erheblicher finanzieller Mittel nahm Thrasio hohe Schulden auf, teilweise zu riskanten Bedingungen wie 15-prozentigen Zinsen. Das US-amerikanische Nachrichtenportal TechCrunch hat nun veröffentlicht, dass der einstige Marktführer der Aggregatoren Schulden in Höhe von über 3 Milliarden Dollar angehäuft hat. Zudem hat sich das Unternehmen in einer Notlage befindend 90 Millionen Dollar geliehen, die dringend für die Fortführung des Betriebs benötigt wurden.
Die Insolvenzanmeldung von Thrasio, einst als „Jäger der Amazon-Marken“ gefeiert, wirft deshalb durchaus Fragen über die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells der Amazon-Aggregatoren auf. Exciting Commerce bezeichnet Thrasio und vergleichbare Anbieter passenderweise als „ein Modell für Glücksritter“.
Trotz der Insolvenzanmeldung beabsichtigt das Unternehmen, seinen Betrieb unter dem Schutz des sogenannten Chapter 11 – vergleichbar mit einer deutschen Insolvenz in Eigenverwaltung – fortzusetzen. Laut Unternehmensangaben konnten dafür erste Zusagen von bestehenden Aktionären über eine neue Finanzierung in Höhe von 90 Millionen Dollar gewonnen werden.