Der insolvente Männermode-Konzern Ahlers hat einen Käufer gefunden: Die Textilhandelskette Röther wird das Unternehmen übernehmen, wie Insolvenzverwalter Biner Bähr am Montag in Herford bekannt gab. Die Röther-Gruppe wird demnach die materiellen und immateriellen Vermögensgegenstände erwerben, die für den Fortbestand des Geschäftsbetriebs der Ahlers-Gruppe mit den Marken Pierre Cardin, Baldessarini, Pioneer Jeans und Pionier Berufskleidung erforderlich sind.
Der Verkauf umfasst auch die Anteile an der Gesellschaft Otto Kern und den Vertriebsgesellschaften in Polen, der Schweiz, Frankreich, Österreich, Ungarn und Spanien sowie der Produktionsgesellschaft in Sri Lanka. Allerdings werden rund 300 Arbeitsplätze, vor allem in Deutschland, abgebaut. Von den zuvor rund 1.600 Beschäftigten sollen bei den insolventen Ahlers-Firmen im Inland 170 Stellen erhalten bleiben.
Die Aktionäre, darunter die Familie der Vorstandschefin Stella Ahlers, werden bei dem Verkauf leer ausgehen. Der Veräußerungserlös stehe den Gläubigern zu, heißt es in der Mitteilung. Über den Verkaufspreis wurden keine Angaben gemacht.
Der Vollzug des Verkaufs hängt noch von Vereinbarungen mit den Lizenzgebern für Marken wie Pierre Cardin ab. Stella Ahlers äußerte jedoch ihre Zuversicht, dass die 104 Jahre alte Geschichte der Ahlers AG erfolgreich von einem Familienunternehmer fortgeführt wird.
Die Röther-Gruppe, gegründet 1972, betreibt unter dem Namen Modepark Röther bereits 48 Modefilialen in Deutschland und Österreich mit 2.300 Mitarbeitern, in denen bisher schon Ahlers-Marken verkauft wurden. Geschäftsführer Michael Röther sieht die Übernahme als strategischen Schritt zum Ausbau des Großhandelsgeschäfts.
Die Ahlers AG hatte im April Insolvenz angemeldet, bedingt durch die Folgen der Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, Kaufzurückhaltung, hohe Inflation und Insolvenzen im Handel. Das Unternehmen schrieb seit Jahren Verluste und konnte keine Einigung über die Finanzierung erzielen. Im ersten Halbjahr 2022/23 stieg der Umsatz zwar um zehn Prozent auf 88,5 Millionen Euro, der Nettoverlust weitete sich jedoch auf 6,9 Millionen Euro aus.