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Kommentar: Galeria Karstadt Kaufhof geht an neue Eigentümer, doch Probleme bleiben

Abmontiertes Galeria-Logo als Symbol für die Probleme von Galeria Karstadt Kaufhof
Foto: FooTToo / Shutterstock

Nachdem bereits Anfang der Woche nach Handelsblatt-Berichten der neue Eigentümer angekündigt wurde, ist der Verkauf offiziell. Wie die Galeria-Insolvenzverwaltung am Mittwoch bekanntgab, wird die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof an ein Konsortium verkauft, zu dem die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz gehören.

Der kanadische Geschäftsmann Richard Baker, der hinter dem Investmentkonzern NRDC steht, hat sich über die Jahre auf Immobilien- und Einzelhandelsinvestitionen spezialisiert. Durch strategische Akquisitionen wie die Übernahmen von Hudson’s Bay Company (HBC) und Lord & Taylor, hat Baker bereits bedeutende Erfahrungen mit großen Einzelhandelsketten gesammelt. Baker übernahm bereits 2015 Kaufhof vom Metro-Konzern, bevor er 2019 an die mittlerweile insolvente Signa Gruppe verkaufte.

Bernd Beetz war während der Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 bereits als Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof tätig. Beetz verfügt über langjährige Erfahrungen im Luxus- und Konsumgüterbereich. Er leitete über 10 Jahre den US-Kosmetikkonzern Coty, davor war er bei LVMH in Frankreich für die Marke Christian Dior zuständig und verbrachte zwei Jahrzehnte in verschiedenen Positionen beim US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Beetz ist zudem Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim.

Die Geschichte von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) ist durch eine Abfolge von Fusionen, Insolvenzen und Verlusten gekennzeichnet, die viele Jahrzehnte zurückreichen, als in Deutschland die ersten großen Warenhäuser entstanden. Ein erster bedeutender Rückschlag erfolgte 2009, als der damalige Mutterkonzern Arcandor während der Finanzkrise Insolvenz für seine Töchter Quelle und Karstadt anmelden musste, was als die größte Insolvenz in der Geschichte der deutschen Wirtschaft galt.

2010 erwarb der amerikanische Investor Nicolas Berggruen die verbliebenen Karstadt-Warenhäuser, konnte jedoch trotz erheblicher Stellenstreichungen die Verluste nicht stoppen. 2014 kaufte René Benko die sanierungsbedürftigen Karstadt-Warenhäuser für einen symbolischen Euro und dachte über eine Fusion mit Galeria Kaufhof nach. Doch 2015 kaufte der von Investor Richard Baker geleitete US-Handelskonzern HBC Galeria Kaufhof, was Benkos Pläne für eine „Deutsche Warenhaus AG“ zunichtemachte.

2018 fusionierten Karstadt und Kaufhof zu „Galeria Karstadt Kaufhof“, wobei Benkos Signa Holding die Mehrheit erhielt. Die zweite Insolvenz traf das Unternehmen im April 2020, als die Pandemie zu erheblichen Verlusten führte und ein Schutzschirmverfahren notwendig wurde. Trotz eines Schuldenerlasses und staatlicher Unterstützung in Höhe von 680 Millionen Euro musste GKK im Oktober 2022 erneut unter den Schutzschirm schlüpfen. Im Dezember 2023 meldete die Signa-Holding schließlich Insolvenz an, Galeria Karstadt Kaufhof folgte im Januar mit der dritten Insolvenz.

Einer der Ziele der neuen Eigentümer wird es sein, sich von den Miet-Fesseln zu lösen, die mehrfach als Grund für die schlechte Rentabilität herhalten müssen. Nach der letzten Insolvenz musste Galeria etwa 40 Filialen schließen, die letzten 18 davon wurde erst die letzten Monate geschlossen. Mehrere Medien berichten nun, dass die „neuen“ Eigentümer planen, 70 Häuser der verbliebenen 92 weiterführen zu wollen. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass ohne eine deutliche Änderung des Konzepts selbst mittelfristig 70 Kaufhäuser „einfach weiter so“ betrieben werden können. Es ist eher davon auszugehen, dass nach einer Übergangszeit weitere unrentable Häuser, d.h. vorwiegend in kleineren Städten, wo der Stationärhandel überproportional leidet, geschlossen werden müssen.

Laut einer älteren Aussage von Galeria Karstadt Kaufhof seien „nur“ 16 der 92 Filialen unrentabel, was allerdings durchaus bezweifelt werden darf. Klassische, nicht modernisierte Generalisten/Warenhäuser, die sortimentstechnisch mit dem allmächtigen Amazon, diversen weiteren Marktplätze sowie zahlreiche Spezialisten stationär konkurrieren, kratzen augenscheinlich immer mehr an ihrer Daseinsberechtigung. Wenngleich rentable Top-Häuser in 1A-Lagen der großen Städte durchaus weiterhin aus Investorensicht spannend sind, bleiben aus der Vogelperspektive viele Fragen. Hoher Warendruck, austauschbare Sortimente, dünne Personaldecken, schwierige zentrale Steuerung, allgemein hohe Modernisierungsnotwendigkeit – es fehlt unterm Strich die Fantasie, wie ohne ein Mammut-Investment das Konzept mit dutzenden Filialen nachhaltig (!) bestehen soll.

Ebenfalls fraglich ist die Zukunft der E-Commerce Aktivitäten und der „Omnichannel-Strategie“. Galeria Karstadt Kaufhof bzw. Galeria ist bereits vor Jahren in die klassische Omnichannel-Falle, keine Omnichannel-Verknüpfung vor Online-Exzellenz, getappt. Galeria hatte zwar zu Covid-Zeiten Rückenwind im E-Commerce und zwischenzeitlich kommunikativ große Ambitionen gehegt, konnte allerdings letztlich weder als relevanter Online-Player Fuß fassen noch durch sinnvolle Kanalverknüpfungen punkten. Es ist eher vom Gegenteil auszugehen, dass sämtliche Online- und Digitalaktivitäten die letzten Jahre massiv Geld verbrannt haben und diese nun mit neuen Eigentümern, mal wieder, auf dem Prüfstand stehen. Ein „Weiter so“ wird im E-Commerce mit Ansage nicht funktionieren – dafür ist das Sortiment zu austauschbar und der Wettbewerb zu stark bzw. zu viele Jahre voraus. Ähnlich wie bei den Filialen wären massive Investitionen und ein noch längerer Atem notwendig, was noch schwerer vorstellbar erscheint, als Kaufhäuser und das stationäre Konzept zu modernisieren.

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