Die Inditex Fashion-Fashion-Tochter Zara plant, das Live-Shopping-Format nach einem erfolgreichen Start in China nun auch in der EU, Großbritannien und den USA einzuführen. Ab August bis Oktober dieses Jahres sollen nach Informationen von Reuters die Live-Shows auf der Zara-App und der Website ausgestrahlt werden. Mit diesem Schritt will Zara auch westliche Kunden für ein Format begeistern, das in China bereits großen Anklang gefunden hat.
Seit November laufen in China wöchentliche fünfstündige Live-Shopping-Shows auf Douyin, der chinesischen Version von TikTok. Die Shows zeigen chinesische Models in Zara-Kleidung, kombiniert mit Catwalk-Szenen und „Backstage“-Make-up-Aufnahmen, und bieten so eine unterhaltsame und weniger aufdringliche Kaufatmosphäre.
Ein Team von 70 Personen produziert die Sendungen, die aus einem 1.000 Quadratmeter großen Studio in Shanghai mit sieben verschiedenen Kameraperspektiven übertragen werden. Jede Show zieht im Durchschnitt 800.000 Zuschauer an. Dieser Erfolg hat dazu beigetragen, dass Zara in China trotz eines Rückgangs der physischen Geschäfte von 570 im Jahr 2019 auf 192 im Januar 2024 eine starke Marktpräsenz bewahren konnte.
Zaras Ansatz unterscheidet sich deutlich von den üblichen, hektischen Livestreams in China, wie Jing Daily bereits Ende 2023 in einem lesenswerten Artikel berichtet. Der ruhige und durchchoreografierte Stil, bei dem Produkte in einer stilvollen und eleganten Weise präsentiert werden, zielt darauf ab, das Markenimage zu verbessern und ein gehobenes Kundenerlebnis zu bieten. Laut einer Sprecherin des Zara-Kommunikationsteams in China spiegelt dieses „Show-Style“-Livestreaming das kontinuierliche Bemühen wider, die Markenpräsenz zu steigern und das beste Kundenerlebnis zu bieten. „Wir freuen uns sehr, dass unser einzigartiger und innovativer Livestream-Stil bei unseren Kunden so gut ankommt“, so ein Sprecher von Zara China.
Für die westlichen Märkte plant Zara kürzere, unterhaltsamere Shows von 45 Minuten bis zu einer Stunde. Diese sollen bestimmte Zara-Women-Kollektionen hervorheben und von zwei bekannten Modepersönlichkeiten moderiert werden. Durch die Nutzung der eigenen Plattform will Zara die Ästhetik kontrollieren und gleichzeitig die Interaktion mit den Zuschauern fördern.
Inditex, das Mutterunternehmen von Zara, gibt keine genauen Investitionszahlen für dieses neue Format bekannt, sitzt jedoch auf einer Barreserve von 11 Milliarden Euro. Dieses finanzielle Polster ermöglicht es dem Unternehmen, neue Verkaufsansätze auszuprobieren, selbst wenn der Erfolg nicht garantiert ist. Der Erfolg sollte zudem nicht nur an unmittelbaren Verkaufszahlen gemessen werden: Engagement-Raten, Markenwahrnehmung und die langfristige Wirkung auf das Markenimage sind ebenfalls entscheidende Faktoren in einem mit „neuen“ Wettbewerbern wie Shein gespickten, sehr dynamischen Fast-Fashion-Markt.