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Kommentar zum Amazon Shareholder Letter 2023 von CEO Andy Jassy

Deckblatt des Amazon Shareholder Letters 2023
Foto: Amazon

Der Amazon Shareholder Letter, der bis zum CEO-Wechsel in 2021 vom Amazon-Gründer Jeff Bezos verschickt wurde, gilt Jahr für Jahr als lesenswertes Dokument. Der erste Investoren-Brief aus 1997, der bis heute hinter dem neuesten Shareholder Letter angehängt ist, hat durchaus Kult-Status und ist in zahlreichen Management-Lehrbüchern zu finden.

Andy Jassy, CEO von Amazon, veröffentlichte diese Woche seinen mittlerweile dritten jährlichen Brief an die Aktionäre, in dem er neben den außerordentlichen Erfolgen von Amazon besonders die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) als möglicherweise größte technologische Revolution seit dem Internet betont. Jassy erklärte, dass im Gegensatz zu früheren technologischen Umstellungen, die KI von Anfang an auf Cloud-Plattformen basieren wird, was den Weg für eine nahtlose Integration ebnet.

Der CEO hob hervor, dass die Implementierung von KI-Technologien erhebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile bringen könnte, warnte jedoch auch vor den Risiken. Insbesondere die Sicherheit der KI sei entscheidend, da Kundenmodelle sensible Daten enthalten. Amazon nimmt sich dieser Herausforderung mit einem mehrschichtigen Ansatz an, der die Entwicklung von Grundmodellen, die Nutzung bestehender Modelle und die Implementierung vorgefertigter KI-Anwendungen umfasst. Jassy betont, dass es bei Amazon immer darum geht, Technologien zu akzeptieren, die das Leben der Kunden verbessern können, unabhängig von deren Ursprung.

Kritisch betrachtet könnte man argumentieren, dass Amazon, während es beeindruckende Fortschritte in vielen Bereichen zeigt, möglicherweise zu stark auf Expansion und technologische Innovation setzt, ohne ausreichende Rücksicht auf langfristige gesellschaftliche Auswirkungen oder die wachsenden Bedenken hinsichtlich Privatsphäre und Überwachung. Der immense Einfluss von Amazon wirft exemplarisch Fragen nach der Macht großer Tech-Unternehmen auf, insbesondere im Hinblick auf den Zugang und die Kontrolle über persönliche Daten und die mögliche Nutzung dieser Daten in der KI-Entwicklung.

Das Unternehmen steht zudem kurz davor, sein Kuiper-Satellitenprojekt zu starten. Kuiper verfolgt das Ziel, eine Konstellation von mehr als 3.200 Satelliten innerhalb der nächsten sechs Jahre zu etablieren, um unterversorgte und unversorgte Gemeinschaften zu erreichen​. Obwohl dieses Projekt als Lösung zur Überbrückung der digitalen Kluft positioniert wird, die schnelles und erschwingliches Breitband verspricht​, gibt es auch Kritik. Eines der Hauptkritikpunkte ist das Potenzial für erhöhten Weltraumverkehr und die damit verbundenen Risiken von Kollisionen und Weltraumschrott. Mit Tausenden von geplanten Satelliten könnte die Sicherheit und Nachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten beeinträchtigt werden, obwohl Amazon versichert, dass Weltraumsicherheit und Nachhaltigkeit zentrale Grundsätze des Projekts sind​​. Kritiker heben auch hervor, dass solch große Satellitenkonstellationen astronomische Beobachtungen stören und die natürliche Ansicht des Nachthimmels beeinträchtigen könnten.

Fernab von KI, Satelliten und Weltraumverkehr ist und bleibt die starke Kundenorientierung ein zentraler Pfeiler von Amazons Geschäftsmodell. Im Jahr 2023 führte Amazon mehrere neue Initiativen ein, um das Kundenerlebnis weiter zu verbessern. Dazu gehörten die Prime Big Deal Days und die erweiterten Black Friday- und Cyber Monday-Events, die zusammen die größten „Umsatzevents“ in der Geschichte des Unternehmens darstellten.

Andy Jassy schreibt zudem über Amazons fortlaufende Bemühungen, die Kosten zu senken, insbesondere im Bereich der Logistik und Lieferung. Das Unternehmen prüft kontinuierlich sein Fulfillment-Netzwerk, um effizientere Wege zur Kostensenkung zu finden, ohne dabei die Liefergeschwindigkeit zu beeinträchtigen. Amazon hatte 2023 die Anzahl der Artikel, die am selben oder am nächsten Tag geliefert werden können, um fast 70% gesteigert und neue Same-Day-Fulfillment-Zentren eröffnet, die eine schnellere und kostengünstigere Lieferung ermöglichen.

Unterm Strich erlebte Amazon im Jahr 2023 unter der Führung von CEO Andy Jassy bedeutende Fortschritte. Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg um 12% auf 575 Milliarden USD. Besonders bemerkenswert war zudem die Steigerung des Gewinns um 201% auf 36,9 Milliarden USD.

Gleichzeitig offenbarte Mitte der Woche kurz vor Veröffentlichung des Shareholder Letters ein neues Filing bei der US-Börsenaufsicht SEC, dass Andy Jassy Aktien im Wert von neun Millionen US-Dollar verkauft hat. Diese Transaktion erfolgte kurz nachdem Jeff Bezos, Gründer des Unternehmens, Aktien im Wert von 4,1 Milliarden US-Dollar abgestoßen hatte, was durchaus für Aufsehen sorgte. Solche Insiderverkäufe lösen oft Besorgnis bei den Investoren aus, da angenommen wird, dass niemand das Unternehmen besser kennt als sein Führungsteam.

Es ist jedoch zu beachten, dass Insiderverkäufe nicht zwangsläufig ein negatives Signal darstellen. Viele Manager und Gründer, die in Aktienoptionen entlohnt werden, nutzen solche Verkäufe zur Diversifizierung ihres Portfolios. Trotz der jüngsten Verkäufe zeigt sich der Aktienkurs von Amazon zudem relativ stabil. Laut Börse Online deuten die Zahlen darauf hin, dass die aktuellen Insiderverkäufe keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Wert der Aktie hatten und somit kein Grund zur Beunruhigung besteht.

Während Andy Jassy in seinem neuesten Aktionärsbrief die zukünftigen Chancen und aktuellen Erfolge von Amazon hervorhebt, bleibt der kritische Diskurs über die langfristigen Folgen des wachsenden Einfluss der Big-Tech-Unternehmen. Ob es um die Expansion in den Weltraum oder die fortschreitende Entwicklung künstlicher Intelligenz geht, Amazon steht exemplarisch stets im Spannungsfeld zwischen Innovation und der Verantwortung, die damit einhergeht. Diese Balance zu wahren, bleibt in der Post-Jeff-Bezos-Ära sicher eine der größten Herausforderungen für Amazon-CEO Andy Jassy.

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