Der in Singapur ansässige Fast-Fashion-Riese SHEIN wird Berichten nach keinen Platz im britischen FTSE 100 Index erhalten, da die Anzahl der zum Verkauf angebotenen Aktien nicht ausreicht, um die Anforderungen für die Aufnahme in den renommierten Index zu erfüllen. Wie die Sunday Times berichtet, wird das Unternehmen die Mindestanforderung einer freien Aktienverteilung von 25 Prozent nicht erreichen, wie von der Londoner Börse vorgeschrieben.
Erst vor wenigen Tagen wurden Gerüchte laut, dass SHEIN noch diesen Monat seinen Börsenprospekt bei der Financial Conduct Authority in London einreichen wird. Mehrere Insider erklärte mittlerweile jedoch, dass der Börsengang wahrscheinlich erst nach den Sommerferien im August stattfinden wird.
Das Unternehmen, das 2012 in China gegründet wurde, strebt eine Börsennotierung in London an, nachdem die Pläne für einen Börsengang in New York aufgrund politischer Widerstände gescheitert waren. Doch auch in London sorgt die geplante Notierung für Kontroversen. Das Fast-Fashion-Unternehmen an der Londoner Börse zuzulassen, wäre eine „sehr schlechte Idee“, sagte Nigel Farage, Vorsitzende der Reform UK, gegenüber The Telegraf. Farage kritisierte die Bemühungen von Ministern, das chinesische Unternehmen zu einem Börsengang in Großbritannien zu ermutigen. Neben weiteren prominenten britischen Abgeordneten äußerte auch die British Fashion Council, deren Mitglieder unter anderem Mulberry und Burberry umfassen, erhebliche Bedenken hinsichtlich der Aufnahme von Shein in die Londoner Börse.
SHEIN versucht aktuell gleichzeitig mit einer umfangreichen PR-Offensive, das Vertrauen von Investoren und Kunden zu gewinnen. Doch der Widerstand aus der europäischen Einzelhandelsbranche und von Gesetzgebern wächst stetig.
Während die Bürger von 27 Ländern an den Wahlen zum Europäischen Parlament teilnehmen, forderten laut Bloomberg europäische Hersteller diese Woche die zukünftigen EU-Politiker auf, die 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der Branche vor kostengünstigen Produkten zu schützen, die auf den Markt „geworfen“ werden. Die Hersteller argumentieren, dass billige Kleidung, Accessoires und Gadgets aus China genauso problematisch seien wie die Überkapazitäten bei Elektrofahrzeugen.
Um das Image weiter zu verbessern, kündigte Shein zudem an, seine Second-Hand-Plattform Shein Exchange nach Frankreich, Großbritannien und Deutschland zu expandieren, nachdem diese in den USA Ende 2022 gestartet wurde.
In einer jüngsten Finanzierungsrunde wurde Shein mit 66 Milliarden US-Dollar (52 Milliarden Pfund) bewertet, was das Unternehmen theoretisch zu einem der zehn größten im FTSE 100 gemacht hätte. Im vergangenen Jahr erzielte der Einzelhändler einen Gewinn von über 2 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 45 Milliarden US-Dollar.