Die Stimmungslage auf dem stationären Einzelhandelsmarkt in Deutschland war im ersten Halbjahr von Licht und Schatten geprägt. Während aus Real Estate-Perspektive die Schließung zahlreicher Galeria-Filialen und erst kürzlich angemieteter Geschäfte des Modehauses Aachener für negative Schlagzeilen sorgten und das Flächenangebot in Innenstadtlagen weiter erhöhten, gab es auch positive Signale. So stiegen die Passantenfrequenzen in deutschen Einkaufsstraßen im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2023 an, unter anderem dank der Fußballeuropameisterschaft. Auch das Umsatzniveau des stationären Modehandels und der gesunkene Kostendruck durch die niedrigere Inflationsrate trugen zur positiven Marktentwicklung bei.
Die Auswirkungen dieser gemischten Einflüsse hat BNP Paribas Real Estate, einer der führenden deutschen Immobilienberater, anhand der Vermietungszahlen zur Jahresmitte analysiert. Während 2023 von einem hohen Flächenumsatz bei wenigen Abschlüssen geprägt war, zeigte sich 2024 eine höhere Anzahl an Mietverträgen und ein durchschnittlicher Flächenumsatz. Mit rund 450 Verträgen wurden 20 % mehr Vermietungen und Eröffnungen verzeichnet, was der besten Zwischenbilanz seit 2019 entspricht. Der geringere Flächenumsatz im Vergleich zu 2023 ist auf die Großabschlüsse des Modehauses Aachener zurückzuführen, die mittlerweile wieder schließen mussten.
Zieht man diese fast 100.000 m² ab, erreicht das aktuelle Vermietungsvolumen von rund 240.000 m² ebenfalls den besten Wert seit fünf Jahren. „Die Nachfrageseite präsentiert sich dynamisch, die Angebotsseite noch dynamischer. Erfreulich ist, dass Investoren und städtische Akteure die Chancen sehen und von Neuentwicklungen profitieren könnten“, erklärt Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of Retail Services.
Die Zukunftsaussichten bleiben gemischt, doch Markteintritte aus dem Ausland und dem Onlinehandel senden positive Signale. Neue Akteure wie Arc’teryx, On, Highsnobiety oder Purelei haben den deutschen Markt betreten und tragen zur guten Vermietungsdynamik bei. „Für die kommenden sechs Monate ist mit einer guten Vermietungsdynamik zu rechnen, auch wenn weiterhin viele Marktteilnehmer aufgeben müssen“, ergänzt Scharf.
