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Berichte: Breuninger soll verkauft werden – Zahlreiche Interessenten

Breuninger Haus in München
Breuninger in München / Foto: Breuninger

Die Eigentümer der Breuninger-Gruppe planen offenbar den Verkauf des Einzelhandelsgeschäfts sowie der zugehörigen Immobilien. Nach Informationen der WirtschaftsWoche wurde bereits im Juni der Prozess gestartet. Dem Bericht nach haben sich mithilfe der Investmentbank Macquarie bislang 31 Unternehmen als potenzielle Käufer gemeldet. Darunter befinden sich sowohl namhafte Handelsunternehmen wie Amazon, Eigentümer direkter Wettbewerber sowie international bekannte Finanzinvestoren.

2,5 Milliarden Euro Unternehmenswert – und zahlreiche Kaufinteressenten

Der Verkaufsprozess könnte einen Unternehmenswert von etwa 2,5 Milliarden Euro erzielen. Nach Abzug der Schulden würde der Verkaufserlös bei rund zwei Milliarden Euro liegen, wobei allein 1,8 Milliarden Euro auf die Immobilien entfallen. Erste konkrete Angebote werden bis Ende Oktober erwartet.

Ein überraschender Name auf der Liste der möglichen Käufer ist Amazon. Der US-Konzern könnte laut WirtschaftsWoche sowohl am stationären Geschäft als auch an den Immobilien von Breuninger interessiert sein. Ebenso hat die thailändische Central Group Interesse bekundet, die bereits für mehrere Übernahmen im europäischen Einzelhandel bekannt ist und zuletzt die KaDeWe Group komplett übernommen hatte. Hinzu kommt das Family Office von Richard Baker, der jüngst bei Galeria Karstadt Kaufhof zugeschlagen hat.

Bemerkenswert ist auch das Interesse der spanischen Kaufhauskette El Corte Inglés und der französischen Galeries Lafayette, die dem Bericht nach für das operative Geschäft von Breuninger in Frage kommen. Beide Unternehmen stehen für das jeweilige Pendant in Spanien und Frankreich und sind zudem bereits über die International Association of Department Stores (IADS) mit Breuninger vernetzt.

Im Bereich der Immobilien seien große institutionelle Investoren wie die Frankfurter Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment beteiligt. Auch internationale Akteure wie Apollo und Morgan Stanley haben offenbar Interesse bekundet.

Die Geschäftsbereiche von Breuninger

Das traditionsreiche Breuninger, das bereits 1881 in Stuttgart gegründet wurde, betreibt aktuell 13 Premium bis Luxus-positionierte Warenhäuser, darunter in Deutschland Stuttgart, Düsseldorf, München (vormals Konen), Nürnberg, Frankfurt (MTZ), Freiburg, Karlsruhe, Leipzig, Erfurt, Sindelfingen, Ludwigsburg und Reutlingen, das 2015 mit Konen übernommene BRAM in Luxemburg sowie ein Outlet in Stuttgart. Im Oktober diesen Jahres wird nach einigen Monaten Verzögerung im Westfield Hamburg-Überseequartier zudem das erste Breuninger Haus in Norddeutschland eröffnen. Demgegenüber steht die Filiale in Reutlingen, die Ende des Jahres schließen wird, wie das Unternehmen im Frühjahr angekündigt hatte.

Das Stuttgarter Unternehmen betreibt seit 2008 zudem einen Online-Shop, der mittlerweile in 10 Ländern vertreten ist. E-Commerce bei Breuninger gilt deutschlandweit als Positivbeispiel von stationär geprägten Einzelhändlern, die erfolgreich die Transformation zu einem Omnichannel-Händler gemeistert haben. Breuninger, das vergleichsweise bedeckt mit Zahlen ist, hat eigenen Angaben nach rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz in 2023 generiert, wovon etwas über 50% dem eigenen Onlinehandel zuzurechnen sind. Breuninger ist damit einer der umsatzgrößten Online-Shops im Premium- und Luxussegment in Deutschland. Neben dem eigenen Retail generiert Breuninger zudem Umsätze über Partner, die im Marktplatz-Modell, das bereits 2020 gestartet wurde, angeschlossen sind.

Die Logistik von Breuninger wird im hauseigenen Warendienstleistungszentrum (WDZ) abgewickelt. Das Fulfillmentcenter am Standort Sachsenheim wird, nach geplanter Erweiterung, rund 110.000 m² Bruttofläche umfassen und gilt laut Breuninger als einer der modernsten Logistikstandorte im Fashion-Multi-Brand-Segment in Europa.

Breuninger ist zudem für „Deutschlands älteste Kundenkarte“, die Breuninger Card, bekannt, die in diesem Jahr mit einem großen Relaunch in ein modernes Loyalty-Programm überführt wurde. Das Unternehmen tritt zudem regelmäßig mit innovativen Neuerungen in Erscheinung: So war Breuninger dieses Jahr beispielsweise einer der ersten Händler, die Video Ads bei Amazon Prime Video gebucht und bei der EM in Deutschland komplette Fassaden im Fußball-Look präsentiert hatten. Auch im Bereich Vermarktung haben sich die Stuttgarter mittlerweile als starkes Retail-Media-Netzwerks im Premium- und Luxusbereich positioniert, das, nahezu einzigartig in Deutschland, für Premium- und Luxusmarken Werbung über mehrere Kanäle hinweg bietet.

Neben dem Omnichannel-Einzelhandel ist die Breuninger-Gruppe im Besitz mehrerer Real Estate Assets, darunter einige Immobilien der Filialen sowie die beiden Einkaufscenter, die „Breuningerländer“, in Sindelfingen und Ludwigsburg. Die Shoppingcenter werden nicht von Breuninger selbst, sondern vom Betreiber Unibail-Rodamco Westfield gemanagt.

Breuninger betreibt ergänzend mehrere Gastronomiebetriebe, darunter zwei Ableger der Sansibar Sylt in Stuttgart und Düsseldorf sowie in mehreren Filialen die Bar Eduard’s, benannt nach dem Gründer Eduard Breuninger. Neben den insgesamt 25 Gastronomie-Einheiten runden mehrere Friseur-Geschäfte, die sich in den Department Stores und Shoppingcenter befinden, den Lifestyle-Gedanken der Stuttgarter ab.

Eigentümer und Unternehmensleitung

Die Unternehmensgruppe, die sich über mehrere Gesellschaften verteilt und insgesamt, jüngste Eröffnungen und Übernahmen eingerechnet, rund 6.500 Mitarbeiter beschäftigt, befindet sich im Besitz dreier Familien: Die Familien Meilicke und van Agtmael halten öffentlichen Angaben nach jeweils 40 % der Anteile, während die Familie Bretschneider/Seidel 20 % besitzt. Ein Teil der Eigentümer ist neben Breuninger auch in andere Unternehmen investiert, wobei aktuelle Details nicht bekannt sind. Das Family Office der Familie van Agtmael war jedoch lange Zeit am ebenfalls in Stuttgart ansässigen Second-Hand-Markplatz Mädchenflohmarkt beteiligt.

Die Unternehmensleitung unter Führung von CEO Holger Blecker berichtet an ein Beiratsgremium, das sich aus Mitgliedern der Eigentümerfamilien zusammensetzt. Holger Blecker und CFO Marcus Weller sind formell Geschäftsführer der Breuninger Management GmbH, die wiederum Gesellschafterin der OHG, der E. Breuninger GmbH & Co, ist.

Breuninger: Ein attraktiver Übernahmekandidat

Unter Vorbehalt der offiziellen Bestätigung seitens Breuninger stellt der Omnichannel-Einzelhändler für die aufgeführten Interessenten in jedem Fall ein interessantes Kaufobjekt dar. Wenngleich der (Bewertungs-)Schwerpunkt auf den Immobilien liegen dürfte, darf Breuninger insgesamt als einer der wenigen rentablen und gut positionierten Omnichannel-Akteure bezeichnet werden, der durch die zahlreichen Geschäftsfelder mehrere interessante Assets bei einer Übernahme mitbringen würde.

Für die Eigentümer des KaDeWe, die Central Group, oder das Investorenkonsortium rund um Richard Baker, neuer und alter Galeria-Eigentümer, könnte ein neuer „Department-Store-Riese“ in Deutschland entstehen. Breuninger ist stationär bislang nicht in Berlin und würde für die neu aufgestellte KaDeWe GmbH, die im Zuge der Insolvenz die Online-Aktivitäten eingestellt hatte, eine ideale Ergänzung darstellen. Im Falle Baker/Galeria würde eine Abrundung ins Premium-Segment und zahlreiche Synergieeffekte stehen. Für Amazon wiederum, das in Europa nie im Luxussegment Fuß fassen konnte, wäre Breuninger in puncto europäischen Fashion-E-Commerce eine spannende Akquisition. Der US-Konzern hatte zudem mit Zappos oder Shopbop bereits ähnliche strategische Übernahmen in der Vergangenheit getätigt.

Die Verkaufsabsichten seitens der Eigentümer mögen einerseits überraschen – so gilt Breuninger als einer der wenigen Händler mit stationärer Heritage, die markentechnisch und finanziell sehr gut aufgestellt sind und seit vielen Jahren unterm Strich profitabel arbeiten, wie aus mehreren älteren Medienberichten hervorgeht. Andererseits könnte aber eben genau der Zeitpunkt inmitten allgemein schwierigen Marktbedingungen und eher schlechten Perspektiven ideal sein – und Breuninger ist schlicht strategisch ein spannender Übernahmekandidat für die Big-Player der Branche. Durch das „privat geführte“ Eigentümerkonstrukt kommen zudem zahlreiche weitere Gründe in Frage, die sicher im Laufe der nächsten Tage oder Wochen – sollte sich die Absicht eines Verkaufs bestätigen – seitens Breuninger konkretisiert werden. Breuninger selbst hat sich bislang nicht zu den Berichten geäußert.

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