Wie RETAIL-NEWS im Zuge der Komplettübernahme durch die thailändische Central Group bereits spekuliert hatte, wird der Onlineshop des Berliner Kaufhauf des Westens (KaDeWe) im Rahmen der Sanierung schließen. Dies berichtet Capital unter Berufung auf eine vorliegende Mitteilung an betroffene Mitarbeitende. Der Online-Shop war seit der Insolvenzanmeldung mit dem Hinweis „Bald wieder für Sie da“ zwar weiter online, allerdings konnten Kunden keine Bestellungen aufgegeben.
Nach internen Informationen hat die Geschäftsführung der insolventen KaDeWe-Gruppe bereits im Mai entschieden, sich ausschließlich auf das stationäre Geschäft zu konzentrieren. Der Onlineshop sei nicht profitabel weiterzuführen, so heißt es.
Knapp 30 Mitarbeiter sind offenbar von der Schließung des Online-Shops betroffen und erhalten betriebsbedingte Kündigungen. Eine Vereinbarung zwischen der Geschäftsleitung und dem Gesamtbetriebsrat sieht laut Capital vor, dass Mitarbeiter, die nicht gegen ihre Kündigung klagen, eine Prämie von 1500 Euro brutto erhalten.
Die KaDeWe Group scheint damit in die klassische „Omnichannel-Falle“ geraten zu sein: Ein einfacher Neustart des Online-Shops und eine neue Digitalstrategie im Jahr 2024 wäre sehr schwierig und nur unter hohen Investitionen möglich gewesen. Der Luxus-Multilabel-Markt ist online ebenso fragmentiert und von starken etablierten Playern wie Mytheresa geprägt. Durch das Inhouse-Picking von Online-Bestellungen und einen hohen Anteil an Konzessionsware waren und sind besonders für das KaDeWe die strukturellen Ausgangsbedingungen im Vergleich zu reinen Online-Händlern zusätzlich massiv erschwert.
Der Schritt, sich von E-Commerce komplett zu verabschieden, darf aufgrund der starken stationären Prägung der Central Group nicht überraschen. Es wäre vielmehr überraschend, wenn ein Multimillionen-Invest das Ergebnis der Sanierung gewesen wäre. Auch die Tatsache, dass der Online-Shop seit Januar in keiner offiziellen Mitteilung thematisiert wurde, deutete früh auf ein gewisses Desinteresse des neuen Eigentümers bzw. der aktuellen Geschäftsführung hin.
Das KaDeWe wäre damit der einzige große Department Store in Europa, der kein E-Commerce betreibt und sich vollständig auf den Stationärhandel konzentriert. Es bleibt nun kurzfristig abzuwarten, wie die Gruppe ihren „Digitalauftritt“ ohne Bestellmöglichkeiten relaunchen wird. Aufgrund hohem Touristenanteil und dem bekannten ROPO-Effekt (Research online, purchase offline) ist bekanntlich selbst für einen Pure-Stationärhändler das „Online-Schaufenster“ von Relevanz.
Die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Berliner KaDeWe auch das Alsterhaus in Hamburg und der Münchner Oberpollinger gehören, ist seit Januar im Zuge des Signa-Bebens insolvent und befindet sich aktuell in einer Phase der Restrukturierung. Die thailändische Central Group, bisheriger Joint-Venture-Partner von Signa, hat kürzlich nach Übernahme der Immobilie auch die restlichen Anteile des operativen Geschäfts der KaDeWe-Gruppe und damit die Vollkontrolle übernommen. Der Restrukturierungsexperte Josef Schultheis führt das Unternehmen seitdem als „Chief Restructoring Officer“.