Wie RETAIL-NEWS bereits vor einigen Monaten zu Beginn der Insolvenz als wahrscheinlichste Szenario tituliert hat, sind nun die drei deutschen Luxuskaufhäuser KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus komplett in die Hände der thailändischen Central Group übergegangen.
Bereits vor der Übernahme hielt Central 50,1 Prozent der KaDeWe Group, während 49,9 Prozent zum zusammengebrochenen Signa-Konzern des österreichischen Investors René Benko gehörten. Nachdem die thailändische Gruppe im April bereits die Immobilien des KaDeWe in Berlin erworben hatte, wurde nun auch der komplette Geschäftsbetrieb der KaDeWe Group verkauft.
Ein entsprechender Vertrag wurde laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Freitag unterzeichnet. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben. „Mit der Unterschrift unter dieses Verhandlungsergebnis haben wir im Gesamt-Restrukturierungsprozess einen weiteren bedeutenden Schritt vollzogen“, kommentierte Chief Restructuring Officer Josef Schultheis laut Handelsblatt das abgeschlossene Bieterverfahren. Der Vertrag steht noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Prüfungen. Zudem stünden Gespräche von Central mit den Vermietern des Oberpollinger in München und des Alsterhauses in Hamburg über die Mietkonditionen an.
Der Geschäftsbetrieb in den drei Häusern der KaDeWe Group lief, bis auf einige Störungen kurz nach Bekanntgabe der Insolvenz, regulär weiter. Allerdings ist seit der Insolvenz der Online-Shop des KaDeWe geschlossen: Bis heute können keine Bestellungen aufgegeben werden. Weitere Informationen hat das Unternehmen bislang nicht bekannt gegeben.
Die Central Group, im Besitz der Familie Chirathivat, gehört zu den reichsten Familien Thailands. Ihr Vermögen wird auf über 10 Milliarden Dollar geschätzt. Der Konzern mit Sitz in Bangkok betreibt Supermärkte, Kaufhausketten, Hotels und Restaurants weltweit. Neben den Anteilen an Warenhäusern in Deutschland ist die Central Group unter anderem auch an La Rinascente in Italien, Selfridges in Großbritannien und Globus in der Schweiz beteiligt. Vor einigen Wochen war bereits durchgesickert, dass Central plant, alle großen Beteiligungen an Department Stores komplett zu übernehmen.
Die KaDeWe Group entwickelt aktuell zudem zwei weitere Standorte: Das Carsch-Haus in Düsseldorf und das Lamarr in Wien. Besonders Düsseldorf gilt als enorm wichtiges Projekt, da aufgrund der Düsseldorf Kö und starken Platzhirschen wie Breuninger und Jades die Konkurrenz im Premium- und Luxussegment enorm ist. An beiden Immobilien ist die Central bereits mit jeweils 50 Prozent beteiligt.
Es bleibt nun abzuwarten, ob es unter kompletter Central-Kontrolle auch konzeptionelle Änderungen geben wird. Die KaDeWe Group hat – laut der erst im Zuge des Insolvenzverfahren öffentlich gewordenen Bilanzen – in den vergangenen Jahren jedes Jahr Verluste in zweistelliger Millionenhöhe geschrieben. Auch wenn die überhöhten Miete dank dem komplexen Signa-Konstrukt sicher einer der Hauptgründe spielen dürfte, ist davon auszugehen, dass mindestens eine gewisse Kostenstraffung im Unternehmen anstehen wird.
Auch die Online-Strategie der KaDeWe Gruppe, über die seltsamerweise nie berichtet wird, wird sicher unter den Prüfstand kommen. Die Berliner haben bislang keine Angaben zu Online-Umsätzen gemacht, jedoch ist davon auszugehen, dass die E-Commerce Aktivitäten aufgrund Investitionen in IT, Logistik und Personal spürbar zu den roten Zahlen beigetragen haben.
Die KaDeWe Group ereilt damit die klassische „Omnichannel-Falle“: Ein einfacher Re-Start des Online-Shops und eine neue Digitalstrategie im Jahr 2024 ist schwer vorstellbar. Der Luxus-Multilabel-Markt ist online ebenso fragmentiert wie mit starken etablierten Playern, Mytheresa und Co., versehen. Ohne massive Investitionen in Customer Experience, operative Exzellenz und Marketing gibt es keine Low-Hanging-Fruits mehr. Durch das Konstrukt des Inhouse-Pickings von Online-Bestellungen, in Kombination mit einem hohen Anteil an Concession-Ware, sind die strukturellen Ausgangsbedingungen im Vergleich zu Pure-Playern zudem denkbar schlecht.
Auf der anderen Seite ist ebenso schwer vorstellbar, dass Deutschlands bekanntester Department Store keinen adäquaten Online-Auftritt haben wird. Die Tatsache jedoch, dass bislang in keiner offiziellen Mitteilung der Online-Shop thematisiert wurde, lässt mindestens auf ein gewisses Desinteresse des „neuen“ Eigentümer schließen. Im Moment erscheint es daher wahrscheinlich, dass die Omnichannel-Falle, in welcher Form auch immer, erneut zuschnappen wird.