Die britische Finanzaufsicht FCA lässt sich offernbar mehr Zeit als üblich, um die Börsenzulassung des Fast-Fashion-Riesen Shein zu prüfen. Hintergrund sind laut einem Exklusivbericht von Reuters Bedenken bezüglich der Überwachung der Lieferkette und rechtliche Risiken, die durch eine Advocacy-Gruppe für die Rechte der Uiguren in China aufgeworfen wurden. Dies berichteten zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Das in Singapur ansässige Unternehmen hatte im Juni vertraulich bei der FCA eine Zulassung für eine Londoner Börsennotierung beantragt. Zugleich wartet Shein auf die Genehmigung durch Chinas Wertpapieraufsicht, die vermutlich erst nach der FCA-Entscheidung erfolgen wird.
Die Organisation „Stop Uyghur Genocide“ (SUG) reichte laut Reuters im Sommer eine juristische Anfechtung ein und übermittelte im August Unterlagen, in denen Shein vorgeworfen wird, Baumwolle aus der chinesischen Region Xinjiang zu verwenden. Dort sollen Uiguren laut Menschenrechtsorganisationen unter Zwang arbeiten. Die chinesische Regierung weist diese Vorwürfe zurück.
Shein erklärte, man verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Zwangsarbeit und respektiere Menschenrechte. Das Unternehmen hat eine externe ESG-Beratung eingerichtet und setzt isotopische Tests ein, um die Herkunft seiner Baumwolle zu überprüfen.
Auch die britische Anti-Sklaverei-Kommissarin äußerte sich kritisch zur geplanten Notierung. In einem Brief an die Regierung warnte sie vor einem möglichen Signal, dass wirtschaftliche Interessen über Menschenrechtsfragen gestellt würden. Die Regierung betonte, die FCA entscheide unabhängig, und verwies auf bestehende Gesetze gegen moderne Sklaverei.
Die FCA steht unter Druck der britischen Regierung, das seit Monaten schwächelnde IPO-Geschäft anzukurbeln. Gleichzeitig muss sie sicherstellen, dass Shein etwaigen rechtlichen Herausforderungen standhält, einschließlich eines möglichen Antrags auf gerichtliche Überprüfung durch SUG.