Die geplante Einführung eines erweiterten Systems der Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien hat eine breite Allianz aus Handels-, Industrie- und Modeverbänden zum Handeln veranlasst. In einer gemeinsamen Absichtserklärung bekräftigen sie, die künftige Systemarchitektur aktiv mitgestalten zu wollen – mit dem Ziel, ökologische Wirksamkeit mit wirtschaftlicher Vernunft zu verbinden.
Hintergrund ist die EU-Abfallrahmenrichtlinie, die vorsieht, dass Hersteller, die Textilien in der EU in Verkehr bringen, ab 2028 die Verantwortung für Sammlung, Sortierung und Recycling übernehmen – auch finanziell. Zudem sollen präzise Mengenerfassungen vorgeschrieben werden.
Branche will Kreisläufe schaffen – keine Bürokratie
„Herstellerverantwortung bedeutet nicht nur zahlen, sondern mitgestalten“, betont Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie. Ziel sei es, echte Kreisläufe zu etablieren – ohne zusätzliche bürokratische Belastungen.
Unterzeichnet wurde die Erklärung von sechs führenden Branchenverbänden:
– Gesamtverband textil+mode
– Handelsverband Deutschland (HDE)
– BTE – Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels
– Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI)
– GermanFashion Modeverband Deutschland
– Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh)
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Sechs Kernforderungen für ein zukunftsfähiges System
Im zugehörigen Positionspapier definieren die Verbände sechs Grundprinzipien für ein nationales EPR-System:
- Organisation: Die Struktur soll privatwirtschaftlich, transparent, effizient und bürokratiearm sein. Textile Besonderheiten müssen berücksichtigt, Trittbrettfahrer kontrolliert und EU-weit harmonisierte Lösungen angestrebt werden.
- Gesetzgebung: Der Gesetzgeber soll Mindeststandards vorgeben, etwa für Registerführung und Erfolgskontrolle. Die konkrete Ausgestaltung müsse praxisnah mit der Branche abgestimmt werden.
- Marktüberwachung: Faire Wettbewerbsbedingungen seien nur durch wirksame Kontrolle – insbesondere gegenüber Drittstaaten und Online-Marktplätzen – sicherzustellen.
- Ökologische Lenkung: Ökomodulation soll einheitlich, wirksam und unbürokratisch erfolgen. Wiederverwendung und Reparatur sollen Vorrang vor Recycling und Entsorgung behalten.
- Verbraucherinformation: Kommunikationsmaßnahmen müssten gemeinschaftlich finanziert und transparent umgesetzt werden.
- Infrastruktur: Bestehende Rücknahmesysteme sollen ausgebaut statt ersetzt werden. Freiwillige Initiativen von Herstellern und Handel sind zu honorieren.
Signal der Eigenverantwortung
Die Verbände verstehen ihre Initiative als klares Signal an Politik und Gesellschaft: Industrie und Handel wollen nicht abwarten, sondern Verantwortung übernehmen und das neue System aktiv mitgestalten. In einem nächsten Schritt sollen auch Akteure aus der Entsorgungswirtschaft eingebunden werden, um zu einer tragfähigen und breit akzeptierten Lösung zu kommen.


