Aktualisierung 26.11.2024, 14:32 Uhr
Die Hugo Boss AG hat sich gegenüber Retail-News zu den Berichten geäußert und den Sachverhalt eingeordnet. Laut einer Unternehmenssprecherin gab es keine „geheimen Pläne“, sondern nur erste Überlegungen, über die ebenso seinerzeit alle relevanten internen Stellen bei Hugo Boss eingebunden waren. Auch die Textilwirtschaft berichtet mittlerweile ausführlich.
Die Überlegungen seien „nicht weiterverfolgt oder auch nur ansatzweise umgesetzt“ worden. Zudem standen die Überlegungen und „das Verhalten von Herrn Grieder im Einklang mit geltendem Recht“.
(Anmerkung der Redaktion: Der ursprüngliche Beitragstitel „Berichte: Plante Hugo Boss-CEO Grieder eine Gruppe mit René Benko?“ wurde nach der Stellungnahme der Hugo Boss AG entsprechend angepasst.)
Originalartikel 24.11.2024, 15:27 Uhr
Mehrere österreichische Medien berichten seit gestern von einer womöglich brisanten Recherche: Daniel Grieder, Vorstandsvorsitzender der Hugo Boss AG, und René Benko sollen gemeinsam im Signa-Kollaps-Jahr 2023 ein ambitioniertes Vorhaben verfolgt haben. Unter dem Codenamen „Tango“ soll offenbar der Aufbau einer neuen „Fashion Investment Group“ geplant worden sein. Ziel war es laut Informationen der Kronen Zeitung und News (News.at) durch gezielte Aktienkäufe und Beteiligungen die Position von Hugo Boss sowie weiterer Luxusmarken auf dem globalen Markt zu stärken.
Die Informationen und im Bericht enthaltenen Zitate stammen laut Krone aus einer vertraulichen E-Mail vom März 2023 – also nur rund ein halbes Jahr vor Beginn der Insolvenzwelle des Signa-Imperiums – die Daniel Grieder von einer privaten E-Mail Adresse an René Benko gesendet haben soll. Wie die Kronen Zeitung an die E-Mail von Grieder gelangt sein soll, ist im Originalartikel nicht benannt.
Ein riskanter Drei-Stufen-Plan
Der Plan der Investmentgruppe, der in einer angehängten Präsentation skizziert sein soll, sah dem Bericht nach drei Phasen vor:
- Anker-Investitionen: Der Erwerb von Hugo Boss-Aktienpaketen durch eine eng verbundene Gruppe um Grieder.
- Erweiterung der Beteiligungen: Investitionen in weitere Luxusmarken wie Adidas, Bally oder Bogner.
- Unabhängige Gruppe: Die Etablierung einer eigenständigen „Fashion Investment Group“, die Grieder nach seinem Abschied bei Hugo Boss leiten wollte.
Für die Umsetzung waren laut Krone auch zwei enge Vertraute, darunter ein Vorstandskollege von Grieder, eingeplant. Ihre Rolle galt als insofern essenziell, um Entscheidungen zu beschleunigen und strategische Kontrolle zu sichern.
Brisante Enthüllungen und offene Fragen
Sollte sich die E-Mail als echt herausstellen, könnte diese erhebliche Fragen über die Rechtmäßigkeit zum damaligen Zeitpunkt aufrufen. In der E-Mail skizziert der Hugo-Boss-Chef laut dem Krone-Bericht nicht nur die geplante Strategie, sondern auch eine mögliche Gesellschafterstruktur und erwähnt, wie er Vorstandskollegen mit kleinen Anteilen einbinden wollte, um Interessenkonflikte zu minimieren.
Besonders heikel: Zusätzlich soll Grieder in der E-Mail gegenüber Benko Ausblick auf den drei Monate später stattfindenden Hugo Boss Investors Day gegeben haben, an dem das Unternehmen dann im Juni 2023 starke Zahlen präsentierte und anschließend der Aktienkurs zumindest kurzzeitig beflügelt wurde. Die Kronen Zeitung fragt folglich: „Warum verrät der Vorstandschef eines börsennotierten Konzerns dem Finanzjongleur Benko Monate vorher Teile seiner Strategie?“.
Bislang keine Stellungnahme von Grieder oder Benko
Die Kronen Zeitung hatte eigenen Angaben nach bereits am vergangenen Mittwoch – also drei Tage vor Veröffentlichung der Recherche am Samstag – um eine Stellungnahme gebeten. Weder Hugo Boss noch Grieder haben jedoch bisher Stellung zu den Vorwürfen genommen. Auch René Benko bzw. dessen Anwalt ließ die Anfrage der österreichischen Medien bislang unbeantwortet.
Es bleiben somit bis auf weiteres durchaus heikle Vorwürfe im Raum. Sollte sich die Recherche bewahrheiten, könnte dies zweifelsohne für weiteren Zündstoff sorgen.
(Anmerkung der Redaktion: Aufgrund einer zu erwartenden Dynamik des Sachverhalts wird dieser Artikel unter Kenntlichmachung neuer Inhalte laufend aktualisiert, um ein ganzheitliches Bild und eine faire Berichterstattung sicherzustellen.)