Die italienische Staatsanwaltschaft untersucht den E-Commerce-Riesen Amazon wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Auch drei Manager des Unternehmens stehen Berichten nach im Fokus der Ermittlungen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte der Fall weitreichende Konsequenzen für Amazons Geschäft in Europa haben.
Wie die italienische Zeitung Corriere della Sera zuerst berichtete, beziehen sich die Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft und der Steuerfahndung auf den Zeitraum von 2019 bis 2021. Im Zentrum der Vorwürfe steht Amazons Algorithmus, der es laut Ermittlern ermöglicht, Waren von nicht-europäischen Händlern – hauptsächlich aus China – in Italien zu verkaufen, ohne deren Identität offenzulegen. Dadurch könnten diese Händler die italienische Mehrwertsteuer umgehen.
Nach italienischem Recht ist jedoch jeder Vermittler, der Waren in Italien zum Verkauf anbietet, mitverantwortlich für die ordnungsgemäße Zahlung der Umsatzsteuer durch Nicht-EU-Anbieter. Falls die Vorwürfe bestätigt werden, könnte dies nicht nur für Amazon, sondern auch für andere Online-Marktplätze gravierende Folgen haben, da die Umsatzsteuer in der EU einheitlich geregelt ist.
Laut den Ermittlern könnte Amazons Steuerverpflichtung inklusive Strafen und Zinsen auf bis zu 3 Milliarden Euro anwachsen. Amazon selbst erklärte in einer Stellungnahme gegenüber Reuters, dass das Unternehmen sich nicht zu laufenden Verfahren äußere, jedoch betonte, dass es sich an alle Steuergesetze halte. Zudem wies der Konzern darauf hin, dass er zu den 50 größten Steuerzahlern Italiens gehöre und im Jahr 2023 über 1,4 Milliarden Dollar an Steuern in Italien gezahlt habe.