Die Zunahme mobiler Arbeitsformen hat den Arbeitsalltag vieler Beschäftigter verändert. Besonders im Homeoffice ermöglicht die zeitliche Flexibilität, Erwerbsarbeit und private Verpflichtungen durch fragmentierte Arbeitstage zu kombinieren. Doch wie wirkt sich diese Arbeitsweise auf das Wohlbefinden und die Work-Life-Balance aus? Eine aktuelle Untersuchung von Forschern der Hans-Böckler-Stiftung von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) . zeigt, dass „fragmentierte“ Arbeitstage mit mehr Stress und gesundheitlichen Risiken einhergehen.
Die Studie basiert auf den Arbeitszeitbefragungen der BAuA aus den Jahren 2019 und 2021, die den Anstieg flexibler Arbeitsmodelle infolge der Corona-Pandemie beleuchten. Demnach unterbrechen etwa 4 Prozent der Beschäftigten ihre Arbeit regelmäßig für private Zwecke und setzen sie am Abend fort, während 10 Prozent dies gelegentlich tun. Allerdings bleibt diese Arbeitsweise ein Randphänomen: Die Mehrheit der Befragten nutzt diese Möglichkeit nicht.
Weniger Erholung, mehr Druck
Die Untersuchung zeigt, dass fragmentierte Arbeitstage häufig mit Zeit- und Leistungsdruck sowie langen Wochenarbeitszeiten verbunden sind. Ein erheblicher Nachteil ist, dass gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten von elf Stunden oft nicht eingehalten werden. Dies hat weitreichende Folgen für Schlaf, Konzentration und Gesundheit.
Frauen, insbesondere Mütter, spüren die Auswirkungen besonders stark. Sie nehmen aufgrund ihrer Doppelbelastung von Erwerbs- und Sorgearbeit höheren Druck wahr. Auch ihre Bewertung der Work-Life-Balance fällt bei fragmentierten Arbeitszeiten schlechter aus. Die Möglichkeit, Arbeit und Familie durch flexible Zeiteinteilung zu vereinen, führt daher nicht automatisch zu höherer Zufriedenheit.
Klare Regeln und Infrastruktur nötig
Die Forschenden betonen die Bedeutung verbindlicher Obergrenzen für Arbeitstage und ausreichender Ruhezeiten, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Zudem sei eine gut ausgebaute soziale Infrastruktur, etwa durch verlässliche Kinderbetreuungsangebote, entscheidend.
Prof. Dr. Bettina Kohlrausch (WSI) warnt vor einer zu positiven Darstellung fragmentierter Arbeitszeiten: „Die Unterbrechung der Erwerbsarbeit bedeutet oft keinen Ausgleich, sondern eine Verlängerung der Arbeitsbelastung – sei es durch unbezahlte Sorgearbeit oder zusätzlichen Stress.“ Arbeitgeber sollten diese Problematik stärker berücksichtigen und gesundheitsfördernde Maßnahmen ergreifen.
Fazit
Fragmentierte Arbeitstage ermöglichen zwar theoretisch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, führen in der Praxis jedoch oft zu mehr Stress und schlechterer Erholung. Klare Arbeitszeitgrenzen und gesellschaftliche Unterstützung sind entscheidend, um die gesundheitlichen Risiken flexibler Arbeitsmodelle zu minimieren.