Albanien hat angekündigt, TikTok ab Januar 2025 für ein Jahr zu blockieren. Edi Rama, Premierminister des rund 2,7 Millionen großen EU-Beitrittskandidaten, begründete diesen Schritt mit der Sorge um den Einfluss sozialer Medien auf Kinder. Anlass ist eine tödliche Messerattacke auf einen 14-jährigen Schüler, die nach Regierungsangaben ihren Ursprung in einer Auseinandersetzung auf sozialen Medien hatte.
Bei einem Treffen mit Lehrern, Eltern und Psychologen in Tirana bezeichnete Rama TikTok als „den Schläger der Nachbarschaft“. Er kritisierte die Inhalte auf der Plattform als „Abschaum und Schlamm“ und zog Vergleiche mit der chinesischen Version von TikTok, die Bildungs- und Naturschutzthemen priorisiere. „Warum brauchen wir das?“, fragte Rama.
TikTok wies die Vorwürfe zurück und teilte mit, es gebe keine Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Täter oder das Opfer TikTok-Konten gehabt hätten. Wie Euronews berichtet, sucht das Unternehmen nach eigenen Angaben das Gespräch mit der albanischen Regierung, um Klarheit über das von außen betrachtet sehr impulsivartige, geplante Verbot zu erhalten.
Die Diskussion über den Einfluss sozialer Medien ist in Albanien nicht neu. Der Vorfall in Tirana löste landesweit Debatten über die Verantwortung von Eltern, Schulen und der Gesellschaft aus. Experten warnen seit Jahren vor den potenziellen Gefahren unregulierter Inhalte für Kinder und Jugendliche.
Das Verbot ist Teil einer größeren internationalen Diskussion über TikTok. Länder wie Indien, Afghanistan und Somalia haben die App bereits vollständig gesperrt. Auch in den USA droht das Verbot, sollte der Mutterkonzern ByteDance nicht bis zum 19. Januar einen Verkauf der Plattform vollziehen. In Kanada wurden erst im November die Büros des Unternehmens geschlossen.
In Europa gibt es ebenfalls Maßnahmen gegen soziale Medien: Länder wie Frankreich und Belgien haben Nutzungsbeschränkungen eingeführt, während Australien im November 2024 ein Verbot für unter 16-Jährige verabschiedete, das jedoch erst in etwa einem Jahr wirksam wird.