Die Angst, dass Künstliche Intelligenz massenhaft Arbeitsplätze überflüssig macht, ist weit verbreitet. Doch die neue Untersuchung „AI at Work“ von Indeed zeigt ein differenzierteres Bild: Nur rund jeder vierte Job hat aktuell ein hohes Potenzial für tiefgreifende Veränderungen durch KI.
Wie die Forscher vorgegangen sind
Ökonomen von Indeed analysierten fast 2.900 berufliche Fähigkeiten und prüften mithilfe von KI-Tools wie ChatGPT und Claude, wie stark diese automatisierbar sind. Auf Basis von Millionen Stellenausschreibungen in den USA – als Frühindikator für westliche Arbeitsmärkte – ermittelten sie das Veränderungspotenzial von 53 Berufsgruppen.
Das Ergebnis: 41 Prozent aller Fähigkeiten lassen sich in hohem Maße durch KI unterstützen oder ersetzen, jedoch nur 0,7 Prozent vollständig automatisieren. Für die Mehrheit bleibt der menschliche Beitrag unverzichtbar. In 26 Prozent aller analysierten Jobs besteht ein hoher Anteil an transformierbaren Fähigkeiten, bei den übrigen Stellen zeigt sich nur eine moderate Veränderung.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Große Unterschiede zwischen Branchen
Besonders betroffen sind Tätigkeiten in der Softwareentwicklung: 81 Prozent der dort geforderten Skills gelten als hoch transformierbar. Ähnlich hoch sind die Werte in der Datenanalyse (79 Prozent) und Buchhaltung (74 Prozent). KI kann hier Routineaufgaben übernehmen, während Menschen komplexe Entscheidungen treffen und die Qualität sichern.
Deutlich geringer ist das Potenzial in Pflege und Kinderbetreuung. Hier gelten nur rund ein Viertel der Fähigkeiten als veränderbar, da physische Präsenz und menschliche Interaktion kaum ersetzbar sind. Zwischen diesen Polen liegen zahlreiche Berufsfelder mit mittlerem Veränderungspotenzial, etwa Einzelhandel (53 Prozent), Tourismus (52 Prozent) oder Bildungswesen (47 Prozent).
Transformation statt Verdrängung
Für Dr. Annina Hering, Forschungsleiterin bei Indeed, ist klar: Es geht nicht um ein Entweder-oder von Jobverlust und Jobsicherung, sondern um eine Transformation der Arbeit. Mitarbeitende sollten lernen, KI als Werkzeug einzusetzen und gleichzeitig Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und kritisches Denken auszubauen. Arbeitgeber wiederum können Produktivität steigern, indem sie repetitive Prozesse automatisieren – und gleichzeitig Mitarbeitende auf neue Aufgaben vorbereiten.


