Der technologische Fortschritt im Bereich Künstliche Intelligenz könnte in den nächsten Jahren zu einem beispiellosen Umbruch auf dem Arbeitsmarkt führen. Dario Amodei, CEO des KI-Unternehmens Anthropic, warnt in einem aufrüttelnden AXIOS-Interview davor, dass bis zu 50 Prozent aller einfachen Bürojobs durch KI ersetzt werden könnten – mit potenziell dramatischen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.
„Wir müssen aufhören, die Lage schönzureden“
Amodei spricht offen aus, was viele Branchenvertreter nur hinter vorgehaltener Hand sagen: Der massive Einsatz von Large Language Models (LLMs) wie Claude, GPT oder Gemini könnte in kurzer Zeit Millionen Arbeitsplätze vernichten. Besonders gefährdet sind Berufseinsteiger in Bereichen wie Technik, Finanzen, Recht und Beratung. Laut Amodei droht eine Arbeitslosenquote von 10 bis 20 Prozent – innerhalb der nächsten fünf Jahre.
Ignoranz auf politischer und wirtschaftlicher Ebene
Während Technologieunternehmen ihre KI-Systeme stetig verbessern, bleiben die Reaktionen der Politik weitgehend aus. Präsident Trump äußert sich kaum zum Thema, und viele Abgeordnete verstehen laut Amodei die Tragweite des Problems nicht. Auch Unternehmen halten sich öffentlich zurück, obwohl intern längst berechnet wird, wann sich menschliche Arbeitskraft durch automatisierte KI-Agenten ersetzen lässt.
Von der Unterstützung zur Verdrängung
Noch werden KI-Modelle häufig als Assistenzwerkzeuge eingesetzt – zur Dokumentenanalyse, Textproduktion oder Dateninterpretation. Doch laut Amodei steht die nächste Phase kurz bevor: der Übergang zur vollständigen Automatisierung. Unternehmen wie Meta, OpenAI und Anthropic entwickeln agentische KI-Systeme, die ganze Aufgabenbereiche selbstständig übernehmen können – vom Programmieren über Buchhaltung bis zum Kundensupport.
Die Realität holt den Arbeitsmarkt ein
Erste große Unternehmen in den USA ziehen Konsequenzen: Microsoft entlässt 6.000 Mitarbeitende, Walmart 1.500, CrowdStrike 500. Diese Zahlen könnten Vorboten eines großflächigen Arbeitsplatzabbaus sein. Gleichzeitig verlieren Berufseinsteiger wichtige Einstiegsmöglichkeiten, wie etwa bei der Vertragsprüfung in Kanzleien oder als Entwickler in Tech-Firmen.
Kapital konzentriert sich, Ungleichheit wächst
Während einige Unternehmen und Investoren von der KI-Entwicklung massiv profitieren, droht ein großer Teil der Bevölkerung den Anschluss zu verlieren. Amodei befürchtet eine zunehmende wirtschaftliche und gesellschaftliche Spaltung. Wenn Menschen keinen ökonomischen Beitrag mehr leisten können, gerät die demokratische Machtbalance ins Wanken.
Ansätze für Gegenmaßnahmen
Amodei sieht sich nicht als Schwarzmaler, sondern als Warner mit Lösungsvorschlägen. Er fordert mehr Aufklärung seitens der Politik und der Tech-Industrie. Mit dem „Anthropic Economic Index“ will er konkrete Nutzungsdaten zur Diskussion stellen. Weitere Ideen umfassen Umschulungsprogramme, neue Steuermechanismen wie eine „Token-Steuer“ auf KI-Nutzung und politische Aufklärung auf allen Ebenen.
Fazit: Der Zug fährt – aber man kann ihn lenken
Der technologische Wandel sei nicht aufzuhalten, sagt Amodei – aber man könne seine Richtung beeinflussen. Die kommenden Jahre entscheiden darüber, ob KI als Werkzeug für gesellschaftlichen Fortschritt dient oder als Auslöser eines historischen Arbeitsplatzverlusts in Erinnerung bleibt.