Die Insolvenz des Signa-Konzerns hat auch in den vergangenen Tagen wieder die Handelswelt in Atem gehalten. Mit einer Reihe von neuen Entwicklungen, die sowohl die Unternehmensführung als auch die Gläubiger und betroffene Arbeitnehmer tangieren, spitzt sich die Lage weiter zu.
Privatinsolvenz von Rene Benko
Die Nachricht von der Privatinsolvenz des Signa-Gründers René Benko hat weitreichende Verwunderung ausgelöst. Diese persönliche finanzielle Krise Benkos wirft ein Schlaglicht auf die prekäre finanzielle Lage, in der sich der Konzern befindet.
Wie DerStandard berichtet, offenbart Benko eine bemerkenswert bescheidene Vermögenslage. Einmal als gefeierter Milliardär und Visionär des Immobiliensektors betrachtet, findet sich Benko nun in einer Lage wieder, in der er auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie, insbesondere seiner Mutter, angewiesen ist. Trotz eines ehemals beträchtlichen Einkommens, das neben einem hohen Monatsgehalt auch Bonuszahlungen und Beraterhonorare umfasste, hat sich seine finanzielle Situation dramatisch gewandelt.
Zudem sieht sich Benko diversen Anschuldigen wie die mutmaßliche Verschiebung hoher Geldsummen in Stiftungen, die kurz vor der offiziellen Insolvenzmeldung stattgefunden haben soll, konfrontiert. Trotz Dementis seitens Signa bleiben Fragen offen, die durch laufende Untersuchungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geklärt werden sollen.
Verdacht auf Betrug: Justiz ermittelt gegen Signa-Manager
Die Situation wird weiter kompliziert durch laufende Ermittlungen gegen mehrere Manager von Signa. Der Verdacht auf Betrug steht im Raum, was die Krisensituation des Unternehmens zusätzlich belastet. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Österreichs hat nun Ermittlungen gegen einen leitenden Angestellten der in großen Teilen insolventen Signa-Gruppe, die im Immobilien- und Einzelhandelssektor tätig ist, eingeleitet. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft am Freitag in Wien sollen Gelder von Investoren möglicherweise nicht wie zugesagt in die avisierten Projekte geflossen sein.
Ende der Angebotsfrist für Galeria und KaDeWe
Ein weiterer entscheidender Punkt ist das Ende der Angebotsfrist für mögliche Kaufinteressenten von Galeria Karstadt Kaufhof und der ebenfalls insolventen KaDeWe Gruppe. Diese Fristsetzung ist ein entscheidender Moment für die Zukunft dieser ikonischen Warenhäuser und ihrer Mitarbeiter. Der Insolvenzverwalter für Galeria Karstadt Kaufhof hat bestätigt, dass es für Galeria wohl mehrere Interessenten gibt. Für die KaDeWe-Gruppe wiederum soll unter anderem Breuninger ein 100-Millionnen-Angebot abgegeben haben.
Die aktuelle Ungewissheit über potenzielle Käufer und deren Pläne für die Zukunft der Standorte verstärkt bis dahin weiterhin die interne Unruhe und operativen Probleme, vor allem beim KaDeWe. Der Online-Shop der Berliner ist noch immer geschlossen, hinzugekommen sind schlechte Nachrichten für Kunden, die noch offene Bestellungen haben, wie BerlinLive berichtet. Zudem müssen sich die Berliner mit Problemen bezüglich Treuepunktekonten von Kunden beschäftigen. Die Zukunft der Bonuspunkte und Gutscheine scheint aktuell ungewiss, da sie im Falle einer Insolvenz als Forderungen gelten.
Signa Prime: Gläubiger votieren für Treuhänder
Bei einer entscheidenden Gläubigersitzung von Signa Prime haben Gläubiger mehrheitlich für eine Treuhand-Lösung gestimmt, die von Sanierungsverwalter Norbert Abel vorgeschlagen wurde. Im Rahmen des Sanierungsplans, der eine Rückzahlungsquote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren vorsieht, wird das Vermögen von Signa Prime zur Liquidation an Abel Rechtsanwälte übergeben. Dies umfasst vor allem Luxus- und Handelsimmobilien. Überschreiten die Verkaufserlöse die angesetzte Quote, profitieren die Gläubiger von einer Superquote. Der Plan ersetzt die umstrittene Eigenverwaltung und verhindert Notverkäufe, die zu Verlusten hätten führen können. Die Wirksamkeit der Treuhand-Lösung gegenüber einem Konkurs bleibt abzuwarten, auch wenn die initiale Liquidität kritisch gesehen wird. Die endgültige Bestätigung des Sanierungsplans steht noch aus und erfordert unter anderem die Zustimmung der Aktionäre bei einer Hauptversammlung bis Ende Juni.
Wen die Signa-Insolvenz wirklich trifft
Die tiefgreifenden Auswirkungen der Insolvenz treffen eine Vielzahl von Stakeholdern – von den Mitarbeitern über Lieferanten bis hin zu den Kunden, wie DerStandard zusammenfasst.
Die direkten Auswirkungen auf die Steuerzahler scheinen zunächst gering: Signa schuldet dem Finanzamt Wien nur knapp eine Million Euro. Doch diese Zahl verdeckt die indirekten Kosten für die Allgemeinheit. Beispielsweise die Subventionierung von René Benkos Privatjet, der mit staatlichen Mitteln unterstützt wurde, oder die Steuerstundungen für Kika/Leiner vor der Pleite, die nun verloren gehen dürften. Diese Beispiele illustrieren, wie staatliche Unterstützung letztlich zu Lasten der Steuerzahler gehen kann.
Die Banken, die die Expansion von Signa finanzierten, stehen mit enormen Summen in der Kreide. Die Forderungen reichen von lokalen Instituten bis hin zu internationalen Bankhäusern. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit diese Kreditgeber das Risiko richtig eingeschätzt haben. Bei den Investoren sieht es ähnlich aus: Von Hans Peter Haselsteiner über die Peugeot-Familie bis hin zu kleineren Anlegern – viele verloren erhebliche Beträge, die sie in Signa investiert hatten. Die Hoffnung auf hohe Renditen wandelte sich zum Verlustgeschäft.
Weniger im Fokus der Öffentlichkeit, aber umso stärker betroffen, sind die Mitarbeiter und kleinen Zulieferer. Die Insolvenz bedroht unzählige Arbeitsplätze, sowohl direkt bei Signa als auch bei den zahlreichen Handelsketten und Dienstleistern, die mit Signa verbunden sind. Kleine Zulieferer, von lokalen Handwerkern bis zu Dienstleistungsunternehmen, stehen vor dem Ausfall bedeutender Forderungen. Gerade für kleine Unternehmen können solche Verluste existenzbedrohend sein.