Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zeigt, dass die Deutschen im Durchschnitt eine leicht planwirtschaftliche Haltung einnehmen, obwohl sich 56,3 Prozent der Befragten als (eher) marktwirtschaftlich einstufen. Auf einer Skala von +100 (rein marktwirtschaftlich) bis -100 (rein planwirtschaftlich) ergibt sich ein Durchschnittswert von -3.
Die Befragung umfasste zwölf Themenfelder. Die Ergebnisse verdeutlichen eine Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und tatsächlicher Einstellung. Besonders deutlich wird dies bei der Rolle des Staates: Während 48,9 Prozent für weniger staatliche Eingriffe in die Wirtschaft plädieren, sprechen sich 76,3 Prozent für öffentliche Betreiber von Krankenhäusern und Telekommunikationsinfrastruktur aus.
Ein Großteil der Befragten bevorzugt Klimaschutz durch Innovationen (45,1 Prozent) statt staatlicher Regulierung (10,8 Prozent). Ebenso setzen 70,5 Prozent auf Chancengleichheit, um Wohlstand zu erreichen, anstatt auf eine Umverteilung des Vermögens. Auch in der Wirtschaftspolitik ist die Mehrheit für Eigenverantwortung: 43,4 Prozent wünschen sich weniger staatliche Absicherung persönlicher Lebensrisiken, wie Armut oder Unwetterschäden.
Anders sieht es bei der Preisregulierung und der Organisation von Sozialversicherungen aus. Hier befürworten 51,8 Prozent eine staatliche Kontrolle lebensnotwendiger Güter wie Strom und Nahrung. Zudem setzen 47,6 Prozent auf staatliche Sozialversicherungen, während nur 10,6 Prozent eine privatwirtschaftliche Lösung bevorzugen.
Während Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein eine stärkere marktwirtschaftliche Ausrichtung zeigen, dominieren in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin planwirtschaftliche Positionen. Unter den Parteien sind FDP-Wähler mit einem Wert von +46 am marktwirtschaftlichsten, Anhänger der Linkspartei hingegen mit -49 deutlich planwirtschaftlicher eingestellt.
Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der INSM, sieht die Ergebnisse positiv, insbesondere die Präferenz für marktwirtschaftliche Lösungen beim Klimaschutz. Kritisch äußert er sich jedoch zur Zustimmung für höhere Besteuerung: „Wir müssen deutlicher machen, wie schädlich zu hohe Steuern langfristig sind.“