OpenAI plant eine weitreichende Anpassung seiner Unternehmensstruktur, um die selbst ernannte, langfristige Mission sicherzustellen: die Entwicklung und den „verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher allgemeiner Intelligenz (AGI) zum Wohle der Menschheit“. Nach Vorwürfen von Mitgründer Elon Musk prüft das Unternehmen die Umwandlung seines gewinnorientierten Geschäftsbereichs in eine Delaware Public Benefit Corporation (PBC). Diese Rechtsform kombiniert kommerzielle Interessen mit der Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern. Mit einem neuen Ansatz soll das Zusammenspiel zwischen der gemeinnützigen und der gewinnorientierten Organisation optimiert werden.
Hintergrund: Vom Forschungsansatz zur globalen Mission
Seit der Gründung im Jahr 2015 hat sich OpenAI von einem Forschungsinstitut zu einem global agierenden Unternehmen entwickelt. Zunächst als reine Non-Profit-Organisation gestartet, sah sich OpenAI bald mit den immensen Ressourcenanforderungen für die Entwicklung von AGI konfrontiert. Im Jahr 2019 wurde deshalb ein hybrides Modell eingeführt: Eine gewinnorientierte Tochtergesellschaft, deren Einnahmen die gemeinnützigen Ziele finanzieren.
Mit der Einführung von Produkten wie ChatGPT und den jüngsten Fortschritten in der Skalierung von Modellen hat OpenAI bereits Meilensteine gesetzt. Gleichzeitig hat sich der Markt enorm weiterentwickelt, und Unternehmen weltweit investieren hunderte Milliarden Dollar in AI-Technologien.
Elon Musk: Vom Mitgründer zum OpenAI-Gegner
Die Entscheidung folgt einer kontroversen Entwicklungsgeschichte. OpenAI wurde 2015 von Elon Musk und anderen Mitstreitern als gemeinnützige Organisation gegründet, entschied sich jedoch 2019 für die Gründung eines gewinnorientierten Zweigs. Dieser Schritt stieß auf Kritik, da er als Abkehr vom ursprünglichen philanthropischen Ziel gesehen wurde.
Im Jahr 2024 reichte Musk eine Klage gegen OpenAI ein. Er warf dem Unternehmen und CEO Sam Altman vor, die Gründungsprinzipien verletzt und ihn in Bezug auf die langfristigen Risiken von KI manipuliert zu haben. Musk argumentiert, dass die Kommerzialisierung OpenAIs ursprüngliche Zielsetzung untergrabe.
Währenddessen hat Musk mit xAI ein eigenes Unternehmen gegründet, das als Konkurrent zu OpenAI positioniert ist. Unterstützt wird er von David Sacks, einem prominenten Kritiker von OpenAI, der die Organisation als „profitgetriebenes Piranha-Unternehmen“ bezeichnet.
xAI hat mitterweile eine weitere große Finanzierungsrunde getätigt und kurz nach Weihnachten satte 6 Milliarden Dollar von prominenten Investoren wie NVIDIA und Blackrock eingesammelt.
Der geplante Wechsel: PBC als zukunftsweisendes Modell
In einem Blogbeitrag vom 27. Dezember erklärte OpenAI, dass die PBC es ermögliche, „die Interessen von Aktionären, Stakeholdern und der Allgemeinheit gleichermaßen zu berücksichtigen“. Zudem erleichtere diese Form die Kapitalbeschaffung, die nötig sei, um die steigenden Kosten für die Entwicklung und den Betrieb von KI-Modellen zu decken.
Diese PBC-Rechtsform verpflichtet das Unternehmen dazu, wirtschaftliche Interessen mit gesellschaftlichem Nutzen und der Mission von OpenAI in Einklang zu bringen. Laut OpenAI ermöglicht das PBC-Modell eine stärkere Integration von Investorenerwartungen und der AGI-Mission. Kapital kann so effizienter mobilisiert werden, während gleichzeitig die Interessen der gemeinnützigen Organisation gewahrt bleiben.
Auswirkungen auf die Non-Profit-Organisation
Die gemeinnützige OpenAI-Einheit soll durch diese Neuausrichtung zu einer der bestfinanzierten Organisationen ihrer Art werden. Ein unabhängiger Bewertungsprozess wird sicherstellen, dass die Aktienbeteiligung der Non-Profit-Organisation am neuen PBC fair bewertet wird. Diese Mittel sollen verstärkt in gemeinnützige Projekte fließen, etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wissenschaft.
Die Umstrukturierung ist jedoch nicht ohne Kontroversen. Elon Musk kritisiert die Entwicklung und strebt rechtliche Schritte gegen die Änderung an. Auch Mark Zuckerberg, CEO von Meta, sprach sich öffentlich gegen die Pläne aus. In einem Brief, der vom US-Tech-Magazin The Verge veröffentlicht wurde, fordert er gegenüber dem kalifornischen Justizminister ein Eingreifen der Politik.
Blick in die Zukunft
Die kommenden Monate werden zeigen, ob OpenAI die Umstrukturierung tatsächlich vollzieht und welche Auswirkungen dies auf die KI-Branche haben wird. OpenAI sieht die Weiterentwicklung der Struktur als entscheidenden Schritt, um die Mission nachhaltig zu verfolgen. Ziel ist es, eine AGI-Wirtschaft mitzugestalten und sicherzustellen, dass deren Nutzen gerecht verteilt wird. Die Umstrukturierung soll 2025 abgeschlossen sein.