Maersk hat mit dem „Maersk Trade & Tariff Studio“ eine neue digitale Plattform vorgestellt, die internationale Lieferketten bei der Bewältigung wachsender Zoll- und Regulierungskomplexität unterstützen soll. Die Lösung setzt auf künstliche Intelligenz, um zentrale Prozesse wie Tarifklassifizierung, Risikoanalyse und Regelwerksanpassungen effizient zu automatisieren.
Zölle, die jahrelang zurückgingen oder keine große Rolle spielten, sind heute zu einem Unsicherheitsfaktor geworden. Viele Unternehmen berichten von unvorhersehbaren Änderungen bei Tarifen und Regularien. Das neue Tool von Maersk soll genau hier ansetzen: Es bietet Transparenz, minimiert Fehler und hilft Unternehmen dabei, Zollkosten und Risiken deutlich zu reduzieren.
Rollout ab August 2025
Nach erfolgreichen Pilotprojekten mit Großkunden wird das System ab dem 28. Juni zunächst für den Import in die USA verfügbar sein. Ab August folgt der globale Rollout. Das Tool lässt sich in Maersks Logistikdienste integrieren, ist aber auch als eigenständige Lösung einsetzbar.
Derzeit greifen selbst multinationale Firmen häufig noch auf Dutzende lokale Zollagenten in verschiedenen Ländern zurück. Das führt zu unübersichtlichen Datenströmen und ineffizienten Prozessen. Laut Maersk entstehen dabei jährlich bis zu 6 % Überzahlungen bei Zöllen, 20 % der Lieferverzögerungen sind auf schlechte Zollvorbereitung zurückzuführen – und mehr als die Hälfte der möglichen Einsparungen durch Freihandelsabkommen wird nicht genutzt.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Trade & Tariff Studio
Das „Trade & Tariff Studio“ greift auf eine zentrale Datenbank mit über 6.000 Produktcodes und mehr als 20.000 Unterkategorien zurück. Ein KI-Modul sorgt für die korrekte Zuordnung, während ein globales Team aus 2.700 Zollexperten kontinuierlich Informationen zu gesetzlichen Änderungen einpflegt. Auch lokale Partner lassen sich in das System einbinden, ohne dass der globale Überblick verloren geht.
Ein weiterer Vorteil: Das Tool unterstützt auch bei der Einhaltung wachsender Vorschriften, etwa zu Produktsicherheit, Arbeitsrecht oder neuen Umweltstandards wie dem CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der EU (CBAM) und Entwaldungsgesetzen. Fehlerhafte Deklarationen oder Verstöße können nicht nur teuer, sondern existenzbedrohend sein.
Insbesondere in den USA, wo sich Zollkontrollen zuletzt stark verschärft haben, sieht Maersk sich als wichtigen Partner für Beratung und Umsetzung. Mit dem neuen Studio will das Unternehmen nicht nur Komplexität reduzieren, sondern die Zollabwicklung zur strategischen Stärke für seine Kunden machen.