Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU stehen vor einer nie dagewesen Belastungsprobe. Donald Trump, der nach seiner Wiederwahl erneut das Präsidentenamt übernommen hat, setzt seine protektionistische Wirtschaftspolitik fort und droht der EU mit Strafzöllen von 25 Prozent auf eine Vielzahl von Produkten – darunter Autos und, O-Ton der Pressekonferenz in dieser Woche, „alle anderen Dinge“.
Diese Maßnahme könnte im Worst Case tiefgreifende Auswirkungen auf den europäischen Großhandel sowie ebenso B2C-seitig den Online-Handel in Deutschland und Europa haben. Insbesondere im Luxus- und Modesegment, in dem Konzerne wie LVMH oder Online-Händler wie Mytheresa substantielle Umsätze in den USA generieren, könnte eine Eskalation des Handelskrieg erhebliche Herausforderungen mit sich bringen.
Trumps neue Zollpolitik: Eskalation im transatlantischen Handelsstreit
Bei einer Kabinettssitzung machte Trump unmissverständlich klar, dass er eine drastische Erhöhung der Zölle auf EU-Produkte plant. Seine Begründung: Die EU sei geschaffen worden, um die USA wirtschaftlich zu benachteiligen. Eine Aussage, die in Europa auf scharfe Kritik stieß. EU-Kommissionssprecher sowie führende Politiker mehrerer Mitgliedsstaaten kündigten als Reaktion auf Trumps Pläne entschlossene Gegenmaßnahmen an.
Vergleichbare, wenn auch weniger laute Handelskonflikte gab es bereits in Trumps erster Amtszeit. Damals verhängte die EU als Antwort auf US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium ebenfalls Zölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans und Motorräder. Nun steht eine neue Runde dieses Wirtschaftskonflikts bevor, mit potenziell noch größeren Folgen. Denn der geplante Zollsatz von 25 Prozent würde nicht nur die Automobilindustrie, sondern eine Vielzahl von Branchen treffen – von der Lebensmittel- bis zur Modeindustrie.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines solchen Handelskriegs wären erheblich. Laut Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft könnte das BIP der EU um 0,54 Prozent sinken, während die US-Wirtschaft um 0,34 Prozent schrumpfen würde. Zudem würden die Verbraucherpreise in den USA steigen, da europäische Produkte teurer und heimische Alternativen nicht sofort verfügbar wären.
Online-Handel und Wholesale: Luxusbranche besonders betroffen
Während Zölle auf Autos und Industrieprodukte besonders im Fokus der öffentlichen Debatte stehen, könnten Trumps Maßnahmen auch den internationalen Online-Handel, besonders den stark international ausgerichteten Uhren, Luxus- und Modehandel hart treffen. Konzerne wie LVMH, Kering oder Richemont, die mit Marken wie Louis Vuitton, Gucci oder Cartier stark vom US-Markt abhängig sind, müssten mit empfindlichen Preiserhöhungen oder sinkenden Margen rechnen. Auch Unternehmen mit einem starken Online-Geschäft in den USA wie Mytheresa oder Farfetch könnten ins Straucheln geraten.
Bisher war der US-Markt für europäische Luxusmarken eine verlässliche Wachstumsquelle. Besonders nach der Pandemie stieg die Nachfrage nach europäischen Premium- und Luxusprodukten in den USA deutlich an. Der Online-Handel profitierte von dieser Entwicklung, da viele US-Kunden gezielt europäische Mode direkt aus dem Ausland bestellten – ein Modell, das bereits durch die Abschaffung der De-Minimis-Regelung ins Wanken gerät, durch neue zusätzliche Zölle aber einen
Händler würden vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie geben die höheren Importkosten an die Kunden weiter, was die Nachfrage dämpfen könnte, oder sie tragen die Mehrkosten selbst, was die Gewinnspannen reduziert. Beide Optionen sind riskant. Eine Verlagerung der Produktion in die USA, um die Zölle zu umgehen, wäre für viele Luxusmarken keine praktikable Lösung, da der Produktionsstandort Europa ein wesentlicher Bestandteil ihrer Markenidentität ist.
Mögliche Gegenreaktionen: Wie könnte die EU den Modehandel schützen?
Sollte die EU als Vergeltung ebenfalls Strafzölle auf US-Produkte verhängen, könnten am Beispiel Modehandel wiederum bekannte amerikanische Marken wie Levi’s, Nike oder Ralph Lauren ins Visier geraten. Diese Unternehmen haben eine starke Präsenz in Europa und wären von möglichen EU-Gegenmaßnahmen direkt betroffen.
Ein weiterer, zumindest theoretischer Hebel der EU könnte eine noch stärkere Regulierung von Online-Marktplätzen sein. Plattformen wie Amazon oder eBay, die stark auf den grenzüberschreitenden Handel angewiesen sind, könnten durch neue Vorschriften oder steuerliche Maßnahmen zusätzlich belastet werden.
Langfristig würde der Handelskonflikt in jedem Fall dazu führen, dass sich der internationale Online-Handel stärker regionalisiert. Marken und Händler könnten gezwungen sein, sich vermehrt auf ihre jeweiligen Binnenmärkte zu konzentrieren, anstatt globale Expansionsstrategien zu verfolgen. Dies könnte sowohl kleinere Unternehmen, die nicht über die Ressourcen verfügen, um Handelshemmnisse zu umgehen, als auch Großkonzerne treffen, die Milliarden-Absatz in den Vereinigten Staaten generieren.
Fazit: Ein gefährliches Spiel mit noch ungewissem Ausgang
Die geplanten US-Zölle auf EU-Produkte sind mehr als nur eine wirtschaftspolitische Maßnahme – sie sind ein politisches Druckmittel mit weitreichenden Folgen. Besonders der Mode- und Luxusmarkt stünde vor einer schwierigen Phase, da Zölle von 25 Prozent viele Geschäftsmodelle infrage stellen könnten.
Noch hat die US-Administration nicht konkretisiert, ob der Plan wirklich „alle“ Produkte betrifft. Sollte sich der Handelskrieg jedoch dahingehend zuspitzen, könnte dies langfristig zu einer Fragmentierung des globalen Handels führen, bei der Unternehmen gezwungen sind, sich stärker auf nationale oder regionale Märkte zu konzentrieren. Eine Lösung durch Verhandlungen wäre daher im Interesse beider Seiten – doch mit Donald Trump im Weißen Haus sind Kompromisse schwer vorhersehbar.