Der Einzelhandel steht unter immensem Kostendruck. Hohe Inflation, steigende Löhne und volatile Rohstoffpreise belasten die Margen vieler Händler. Gleichzeitig verstärkt der Wettbewerb durch Discounter und Online-Plattformen den Druck, Preise stabil zu halten. Um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, setzen immer mehr Handelsunternehmen auf den gezielten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).
Eine aktuelle Analyse der Boston Consulting Group (BCG) und Inverto zeigt, dass KI erhebliche Einsparpotenziale bietet – insbesondere im direkten und indirekten Einkauf, aber auch in zentralen Geschäftsprozessen wie Logistik, Marketing und Kundenservice. Während direkte Einsparungen von bis zu fünf Prozent im Wareneinkauf möglich sind, lassen sich indirekte Kosten um bis zu 15 Prozent reduzieren. Zudem kann KI durch Automatisierung und datenbasierte Optimierungen langfristig die Effizienz und Agilität des Handels steigern.
Direkter Einkauf: Mit KI zu besseren Konditionen
Der Einkauf ist einer der wichtigsten Kostenfaktoren im Einzelhandel. Laut BCG machen Warenkosten zwischen 60 und 75 Prozent des Umsatzes aus. Schon kleine Optimierungen in diesem Bereich können große Auswirkungen auf die Ertragslage haben. Doch viele Einkäufer stehen vor Herausforderungen: Ihnen fehlt oft die notwendige Datengrundlage, um Preisverhandlungen mit Lieferanten auf eine fundierte Basis zu stellen.
Automatisierte Datenanalyse als Verhandlungsvorteil
Laut der BCG-Analyse würden 72 Prozent der Einkäufer ihre Verhandlungen gerne stärker auf Zahlen und Fakten stützen. Ebenso viele geben jedoch an, nicht über die erforderlichen analytischen Fähigkeiten oder Tools zu verfügen, um diese Daten effizient zu nutzen. Hier setzt KI an:
- Tracking von Rohstoffpreisen: KI-gestützte Systeme analysieren in Echtzeit die Preisentwicklungen relevanter Rohstoffe und vergleichen sie mit den Einkaufskonditionen. Händler können so frühzeitig auf Marktveränderungen reagieren und bessere Preise aushandeln.
- Vergleich von Lieferantenmargen: Durch KI-basierte Analysen können Händler genau nachvollziehen, welche Lieferanten in welchen Kategorien besonders profitabel arbeiten – und gezielt bessere Konditionen fordern.
- Optimierung von Sortiment und Lieferantenstruktur: KI erkennt ineffiziente Lieferketten, zeigt alternative Bezugsquellen auf und unterstützt Einkäufer dabei, günstigere und strategisch sinnvollere Lieferanten zu identifizieren.
Durch den Einsatz solcher Technologien können Einzelhändler ihre Einkaufskosten langfristig senken und gleichzeitig ihre Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten stärken.
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Indirekte Kosten: Einsparungen von bis zu 15 Prozent möglich
Neben den direkten Wareneinkaufskosten spielen auch indirekte Kosten eine erhebliche Rolle. Hierzu zählen Ausgaben für Logistik, IT, Facility Management und andere betriebliche Dienstleistungen. Laut der BCG-Analyse belaufen sich diese Kosten auf etwa 10 bis 15 Prozent des Umsatzes – werden jedoch häufig unterschätzt.
Wo KI indirekte Kosten senken kann
- Logistikoptimierung: KI kann Lieferkettenanalysen durchführen, Transportwege optimieren und durch Bündelung von Bedarfen Einsparungen von bis zu 12 Prozent ermöglichen.
- Facility Management: KI-gestützte Systeme können Wartungszyklen und Energieverbrauch effizient steuern. Durch die gezielte Optimierung von Gebäudemanagement-Dienstleistungen lassen sich bis zu 12 Prozent der Kosten einsparen.
- IT-Kostenreduktion: Der gezielte Einsatz von KI kann helfen, Software- und Hardware-Budgets zu optimieren. Unbenutzte Lizenzen können identifiziert und unnötige IT-Ausgaben reduziert werden – mit Einsparpotenzialen von bis zu 15 Prozent.
Besonders durch strategische Ausschreibungen, die Nutzung digitaler Einkaufsplattformen und KI-basierte Bedarfsanalysen lassen sich versteckte Kostentreiber identifizieren und systematisch reduzieren.

Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Automatisierung von Geschäftsprozessen: KI macht den Handel effizienter
Neben Einkauf und Kostenmanagement bietet KI auch Potenziale zur Optimierung von Prozessen in Bereichen wie Marketing, Bestandsmanagement und Kundenservice.
Marketing: Schnellere und kostengünstigere Kampagnen
Marketingkampagnen, die früher Wochen dauerten, können durch KI in wenigen Stunden erstellt werden. Generative KI-Modelle ermöglichen die automatische Erstellung von Werbetexten, Produktbildern und Videos. Dadurch lassen sich Produktionskosten um bis zu 50 Prozent senken. Zudem kann KI die Personalisierung von Werbung verbessern und so die Effizienz von Marketingmaßnahmen steigern.
Logistik & Bestandsmanagement: KI reduziert Verschwendung
Durch den Einsatz von KI können Einzelhändler ihre Lagerbestände optimieren und Lieferketten effizienter gestalten:
- Bedarfsgerechte Bestellungen: KI analysiert Verkaufsdaten und prognostiziert Nachfrageschwankungen. So lassen sich Überbestände vermeiden und Fehlbestände reduzieren.
- Automatisierte Disposition: KI kann Bestellungen automatisch anpassen und dabei sowohl Lagerbestände als auch Transportkosten optimieren.
- Effizientere Retourenabwicklung: KI-gestützte Systeme helfen dabei, Rücksendungen besser zu managen und Rücksendequoten durch präzisere Produktinformationen zu senken.
Fazit: KI als Wettbewerbsvorteil im Einzelhandel
Die Ergebnisse der BCG-Analyse zeigen: Künstliche Intelligenz kann Einzelhändlern dabei helfen, Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders in den Bereichen Einkauf, Logistik und Marketing bietet KI enorme Potenziale.
Allerdings reicht es nicht aus, KI einfach nur einzuführen. Entscheidend ist eine strategische Integration in die bestehenden Geschäftsprozesse. Händler, die KI gezielt einsetzen und mit langfristigen Wachstumsstrategien verknüpfen, können nicht nur ihre Kosten senken, sondern sich auch besser für die Zukunft aufstellen.
Die Zukunft des Einzelhandels liegt in der intelligenten Nutzung von Technologie. Wer KI konsequent nutzt, kann sich nicht nur effizienter aufstellen, sondern auch flexibler auf Marktveränderungen reagieren – und sich so entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern.