Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nimmt stärker zu als zunächst angenommen. Der Kreditversicherer Allianz Trade hat seine Prognose für 2025 in einer aktuellen Insolvenzstudie nach oben korrigiert. In Deutschland wird nun ein Anstieg um 10 % erwartet – doppelt so hoch wie die vorherige Prognose von 5 %. Weltweit rechnet Allianz Trade für 2025 mit einem Zuwachs um 6 %, gefolgt von weiteren 3 % im Jahr 2026.
Deutschland: 24.300 Insolvenzen im Jahr 2025 erwartet
Nachdem die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland 2024 bereits um 22 % gestiegen sind, prognostiziert Allianz Trade für 2025 rund 24.300 Fälle – ein Plus von 10 %. Im Jahr 2026 soll die Zahl der Insolvenzen um weitere 2 % steigen. Hauptursachen sind strukturelle Herausforderungen wie die sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die wirtschaftlichen Folgen der grünen Transformation sowie Unsicherheiten im internationalen Handel.
In diesem Zusammenhang könnte das von Union und SPD geplante Finanzpaket eine entscheidende Rolle spielen. Ein 500 Milliarden Euro schwerer Infrastrukturfonds sowie eine Lockerung der Schuldenbremse sollen der deutschen Wirtschaft Impulse geben. Doch ohne strukturelle Reformen wird das Paket laut Experten langfristig wenig Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben.
Internationale Entwicklungen: USA und Asien besonders betroffen
Auch weltweit steigen die Insolvenzzahlen weiter. Allianz Trade hat die Prognose für 2025 von bisher 3 % auf nun 6 % angehoben. Besonders betroffen sind die USA (+11 % im Jahr 2025, +6 % im Jahr 2026) und Asien (+5 % bzw. +6 %). Die wichtigsten Faktoren für den Anstieg sind die verzögerte Zinssenkung, anhaltende wirtschaftliche Unsicherheiten und eine schwache Nachfrage.
„Relativ hohe Zinssätze belasten besonders Unternehmen mit hohem Verschuldungsgrad sowie Branchen, die stark in Transformationen wie Dekarbonisierung und KI investieren müssen“, erklärt Aylin Somersan Coqui, CEO von Allianz Trade. Zudem könnten geopolitische Unsicherheiten dazu führen, dass Unternehmen Investitionen zurückhalten – mit negativen Folgen für wirtschaftlich angeschlagene Betriebe.
Drohender Handelskrieg als größtes Risiko
Eine weitere Gefahr für die Insolvenzzahlen ist ein eskalierender Handelskonflikt. Laut Allianz Trade könnte ein ausgewachsener Handelskrieg die weltweiten Insolvenzen in den Jahren 2025 und 2026 um zusätzliche 7,8 % bzw. 8,3 % ansteigen lassen. Besonders betroffen wären die USA (+6.800 Fälle) und Westeuropa (+9.100 Fälle).
Maxime Lemerle, Leiter der Insolvenzforschung bei Allianz Trade, warnt: „Sollte sich die wirtschaftliche Dynamik in Europa weiter abschwächen, die Widerstandsfähigkeit in Asien sinken und die geopolitischen Spannungen eskalieren, droht eine noch stärkere Insolvenzwelle.“
Obwohl Zinssenkungen in den kommenden Jahren erwartet werden, bleibt das Risiko hoch. Sollte die Kreditvergabe stagnieren oder sich die finanziellen Bedingungen weiter verschärfen, könnte dies Unternehmen zusätzlich unter Druck setzen.