Die globale Wirtschaftsordnung steht unter Druck: Seit Anfang des Jahres sorgt eine Serie von US-Zöllen auf wichtige Handelspartner wie Kanada, China und Mexiko für massive Unsicherheit. Höhepunkt war die Einführung nahezu flächendeckender Zölle am 2. April. Die effektive US-Zollrate liegt nun über dem Niveau der Weltwirtschaftskrise – mit weitreichenden Folgen für die globale Konjunktur.
IWF senkt Wachstumsprognose
Der Internationale Währungsfonds (IWF) reagiert mit deutlichen Korrekturen seiner Prognosen. Die weltweite Wirtschaftsleistung soll 2025 nur noch um 2,8 Prozent wachsen – ein Rückgang um 0,8 Prozentpunkte gegenüber der Januar-Prognose. Für 2026 wird ein Plus von 3 Prozent erwartet. Ohne die jüngsten Maßnahmen hätte das Wachstum laut IWF nur leicht auf 3,2 Prozent zurückgehen müssen.
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Handel unter Druck – Investitionen stocken
Besonders betroffen ist der globale Handel: Die Prognose für das Handelswachstum 2025 wurde auf 1,7 Prozent gesenkt – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Jahresanfang. Lieferketten reagieren empfindlich auf Zölle, da viele Vorprodukte grenzüberschreitend verarbeitet werden. Unternehmen investieren zurückhaltender, Finanzmärkte reagieren nervös. Der Ölpreis fiel deutlich.

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USA, China und Europa mit spezifischen Herausforderungen
In den USA führte die Zollpolitik zu einem Rückgang der Wachstumserwartung um 0,9 Punkte auf 1,8 Prozent. Auch die Inflation wurde nach oben korrigiert. In China dämpfen sinkende Exporte und geringere Nachfrage das Wachstum auf 4 Prozent. Die Eurozone bleibt von Zöllen relativ verschont, dennoch wurde auch hier die Prognose gesenkt – auf nur noch 0,8 Prozent. Unterstützung kommt aus fiskalpolitischen Maßnahmen.
Deutschland in der Wachstumsfalle: Stillstand trotz Politwechsel
Auch Deutschland spürt die Auswirkungen globaler Unsicherheiten und verschärfter Handelskonflikte deutlich. Nach zwei Jahren in der Rezession wird für 2025 keine wirtschaftliche Erholung erwartet. Sowohl der Internationale Währungsfonds (IWF) als auch die geschäftsführende Bundesregierung rechnen inzwischen mit einem Nullwachstum. Das ursprünglich für dieses Jahr prognostizierte leichte Plus von 0,3 Prozent wird damit korrigiert.
Laut einem Bericht des Handelsblatt wird die offizielle Frühjahrsprojektion am Donnerstag durch Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgestellt. Die Wirtschaftsleistung soll demnach 2025 stagnieren – ein abrupter Rückschritt gegenüber den Erwartungen vom Herbst, als noch ein Wachstum von 1,1 Prozent vorhergesagt wurde. Der Rückgang ist auch Ausdruck der Unsicherheit rund um die US-Handelspolitik, die weiterhin wie ein Damoklesschwert über der Exportnation Deutschland hängt.
Risiken steigen weltweit
Der IWF sieht in der aktuellen Situation ein signifikantes Risiko für die Weltwirtschaft. Sollte sich die Lage weiter zuspitzen, könnten sich Finanzierungsbedingungen verschärfen und das Vertrauen der Märkte sinken. Zwar sind die Banken stabil, doch weitere Tests stehen bevor. Für Schwellenländer bedeutet die Kombination aus höherem Zinsniveau, geringerer Nachfrage und Wechselkursrisiken zusätzliche Belastungen.
Strukturreformen und Handelspolitik im Fokus
Ein zentraler Appell des IWF lautet, internationale Handelsbeziehungen zu stabilisieren und neue Abkommen zu schließen. Nur so könne das Vertrauen in die Märkte gestärkt werden. Zugleich seien gezielte Strukturreformen nötig – etwa Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Aus- und Weiterbildung. Auch müsse die Rolle der Notenbanken gestärkt und deren Unabhängigkeit gewahrt bleiben.
Neue Koalition, alte Probleme
Inzwischen zeichnet sich in Berlin eine neue Große Koalition aus CDU und SPD ab. Unter der Führung von Friedrich Merz und Lars Klingbeil soll die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht werden. Geplant sind unter anderem steuerliche Anreize durch verbesserte Abschreibungsbedingungen sowie eine Senkung der Energiepreise. Für 2026 erwartet die Bundesregierung immerhin ein leichtes Wachstum von 1 Prozent – sofern sich die globale Lage nicht weiter verschlechtert.
Globalisierung bleibt umstritten
Langfristig stellt sich laut IWF die Frage, wie die Globalisierung so gestaltet werden kann, dass sie breite Wohlstandsgewinne ermöglicht. Die Kritik, dass sie zu Arbeitsplatzverlusten geführt habe, sei nicht unbegründet – doch letztlich seien technologische Entwicklungen der Haupttreiber des Wandels. Es brauche keine Umverteilung zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“, sondern eine gemeinsame Strategie, wie Transformationen sozial abgefedert und wirtschaftlich genutzt werden können.