Deutschlands Shopping-Center befinden sich trotz stagnierender Anzahl in einem tiefgreifenden Wandel. Zwar bleibt die Zahl der Center mit 506 gegenüber dem Vorjahr konstant, doch durch gezielte Revitalisierungen und Neupositionierungen entwickelt sich das Marktumfeld laut neuer EHI-Studie dynamisch. Der Handel übernimmt dabei zunehmend die Rolle als Freizeit- und Erlebnisanbieter – ein Trend, der sich sowohl in der Gestaltung der Center als auch in deren Mieterstruktur widerspiegelt.
Revitalisierungen schaffen neue Aufenthaltsqualität
Im Jahr 2024 wurden elf Revitalisierungen abgeschlossen, während aktuell 38 weitere Center umgestaltet werden. Dabei reicht das Spektrum der Maßnahmen von der vollständigen Neupositionierung – wie beim Loop5 in Weiterstadt – bis zur gezielten Anpassung einzelner Bereiche wie in der Huma St. Augustin. In einigen Fällen wird die klassische Einzelhandelsfläche reduziert, um Platz für alternative Nutzungen wie Büros oder medizinische Einrichtungen zu schaffen, etwa im Boulevard Berlin oder im Rheinpark Center Neuss. Neben funktionalen Veränderungen gehören energetische Modernisierungen inzwischen zum Standard.
Erlebnisorientierung und Gastronomie als zentrale Elemente
Ein zentrales Ziel vieler Revitalisierungen ist die Stärkung des Erlebnischarakters. Freizeitangebote und Gastronomie gewinnen deutlich an Bedeutung. Das Loop5 beispielsweise wurde um einen Wasserspielplatz, ein Karussell, einen Kletterpark und einen Freefall-Tower ergänzt. Auch der Foodcourt wurde komplett erneuert. Das Rhein-Neckar-Zentrum bietet seit dem Umbau neue gastronomische Konzepte sowie eine Trampolinhalle und eine Indoor-Skydiving-Anlage. Die Rooftop-Bar „Glorious Garden“ im Lago in Konstanz steht exemplarisch für den gastronomischen Ausbau. Mittlerweile entfallen rund 12 Prozent aller Mietverhältnisse auf Gastronomiebetriebe.
Innenstadtlagen gewinnen an Bedeutung
In der Standortverteilung zeigen sich langfristige Trends: Während 47 Prozent der Shopping-Center in Innenstadtlagen zu finden sind, liegen nur noch 15 Prozent am Stadtrand – zumeist Relikte der 1990er Jahre. Bei den 48 Centerneueröffnungen der letzten zehn Jahre dominiert die Innenstadt mit zwei Dritteln der Standorte, ein weiteres Drittel entfällt auf Stadtteillagen. Projekte auf der Grünen Wiese spielen bei aktuellen Entwicklungen kaum noch eine Rolle.
Filialnetze verschieben sich – Expansion bei Tedi und Woolworth
Bei den Top-Mietern der Center bleibt das Spitzen-Trio unverändert: Deichmann (288 Filialen), Ernsting’s Family (257) und dm (233) führen die Liste an. Gleichzeitig kommt es zu strukturellen Verschiebungen: Anbieter wie o2 und Vodafone haben ihre Präsenz leicht reduziert. Douglas und Depot sind aus den Top 20 verschwunden. Hingegen expandieren Tedi (+14) und Woolworth (+27) mit hohem Tempo und rücken neu in die Topliste vor. Damit zeigt sich: Auch im etablierten Umfeld der Center ist Bewegung – allerdings mit anderen Schwerpunkten als in früheren Jahren.