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McKinsey-Studie: Deutschland vor der Wachstumswende

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Industriearbeiter mit Schutzanzug und Schweissgerät
Foto: Pixabay
Eine McKinsey-Studie zeigt, dass Deutschland seine Wirtschaftsleistung bis 2035 verdoppeln könnte. Entscheidend seien Investitionen in Zukunftsfelder wie KI und eine Erhöhung der Produktivität.
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Deutschland hat das Potenzial, seine Wirtschaftsleistung bis 2035 nahezu zu verdoppeln, so das zentrale Ergebnis einer neuen Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Demnach könnte der Wert der deutschen Wirtschaft von derzeit 12 Billionen Euro auf bis zu 24 Billionen Euro ansteigen. Ein solches Wachstum würde nicht nur der Wirtschaft zugutekommen, sondern auch für den Staat und die Bürger massive Vorteile bringen. Durchschnittliche Haushaltseinkommen könnten um 31.000 Euro jährlich steigen, und der Staat hätte zusätzliche 410 Milliarden Euro zur Verfügung, um dringend benötigte Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und den Klimawandel zu finanzieren.

Doppelstrategie für Wachstum: „Shift“ und „Lift“

Um dieses Wachstum zu erreichen, schlägt McKinsey eine Doppelstrategie vor. Diese besteht aus zwei zentralen Säulen: „Shift“, das sich auf die Förderung zukunftsweisender Industrien konzentriert, und „Lift“, das die Produktivität über alle Sektoren hinweg steigern soll.

  1. „Shift“ – Fokus auf Zukunftsfelder:
    Deutschland muss seine Wirtschaftsstruktur hin zu dynamischen Zukunftsbranchen verschieben, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Dazu gehören Bereiche wie Künstliche Intelligenz (KI), Gesundheitswirtschaft, Biotechnologie, Nanotechnologie sowie die Entwicklung von neuen Materialien wie Hochleistungslegierungen oder Feststoffbatterien. Vor allem der Bereich „Deep Tech“, der Technologien wie KI, Robotik und Automatisierung umfasst, wird als Schlüsselbereich gesehen. Investitionen in diese Branchen könnten das Wachstum ankurbeln und Deutschland zu einem globalen Vorreiter in diesen Zukunftsfeldern machen.
  2. „Lift“ – Steigerung der Produktivität:
    Ein zentraler Wachstumshebel ist die Steigerung der Produktivität. Im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, vor allem den USA, hat Deutschland hier in den letzten Jahrzehnten Rückschritte gemacht. Die Implementierung von Digitalisierung und KI in der gesamten Wirtschaft könnte die Produktivität erheblich steigern. McKinsey schätzt, dass KI das Potenzial hat, die jährliche Arbeitsproduktivität in Deutschland bis 2040 um 0,6 Prozentpunkte zu erhöhen. Darüber hinaus könnten effizientere Prozesse in der öffentlichen Verwaltung und eine bessere Infrastruktur zur Energieversorgung maßgeblich zur Produktivitätssteigerung beitragen.

Investitionsbedarf von 330 Milliarden Euro pro Jahr

Um diese Wachstumswende zu realisieren, bedarf es laut McKinsey eines massiven Investitionsschubs. Jährlich müssten zusätzliche Investitionen in Höhe von 330 Milliarden Euro mobilisiert werden, das entspricht rund 8 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dieser Betrag käme zu den ohnehin schon jährlich in Deutschland investierten 950 Milliarden Euro hinzu. Vor allem der Umbau der Energieversorgung, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Digitalisierung und Automatisierung stehen im Fokus der notwendigen Maßnahmen.

Besonders bemerkenswert: 70 Prozent dieser Investitionen müssten von der Privatwirtschaft kommen. Dies erfordert eine verbesserte Investitionsattraktivität, insbesondere durch höhere Renditechancen für Kapitalgeber. Aktuell fließt jedes Jahr Kapital in Höhe von etwa 250 Milliarden Euro netto aus Deutschland ab, da die erzielbaren Renditen im internationalen Vergleich zu niedrig sind. In den USA beispielsweise liegen die Renditen rund 30 Prozent höher als in Deutschland.

Hindernisse für Investitionen: Arbeitsmarkt, Nachfrage und Energiekosten

In einer Umfrage unter 130 Vorstandsmitgliedern in Deutschland tätiger Unternehmen, die McKinsey für die Studie durchgeführt hat, wurden drei zentrale Hindernisse für die Umsetzung der Wachstumswende identifiziert: Ein dynamischerer Arbeitsmarkt, stabile Nachfrageaussichten sowie niedrige Energiekosten sind demnach die wesentlichen Voraussetzungen, um Deutschland wieder attraktiver für Investitionen zu machen.

  • Arbeitsmarkt: Unternehmen benötigen mehr Flexibilität, um Arbeitskräfte in wachstumsstarke Branchen zu lenken. Hier plädiert McKinsey für eine Modernisierung des Arbeitsmarktes, der eine Balance zwischen Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten und Flexibilität für Unternehmen ermöglicht.
  • Nachfrage: Die Stabilisierung der Nachfrage ist ein weiteres zentrales Thema. Dies betrifft nicht nur die Stärkung der Konsumnachfrage im Inland, sondern auch die Sicherstellung eines stabilen globalen Marktes für deutsche Exporte.
  • Energiekosten: Die Kosten für Energie spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der aktuelle Pfad der Energiewende müsse weiterentwickelt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu gewährleisten. Hier sieht McKinsey die Möglichkeit, die Systemkosten für den Umbau des Stromsystems um bis zu 20 Prozent zu senken.

Dringender Handlungsbedarf: Unternehmen erwarten zu wenig Veränderung

Trotz des Wachstums- und Innovationspotenzials sehen viele Unternehmen Deutschland derzeit nicht auf dem richtigen Weg. Laut der McKinsey-Umfrage unter den Vorständen rechnen 35 Prozent mit einer Stagnation ihrer Präsenz am Standort Deutschland, 32 Prozent erwarten sogar einen Rückgang. Besonders in der produzierenden Industrie plant fast die Hälfte der Unternehmen, ihre Aktivitäten in Deutschland zu reduzieren. Der Grund dafür liegt laut den Befragten in der mangelnden wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und unzureichenden politischen Maßnahmen.

Eine überwältigende Mehrheit der Befragten, 84 Prozent, glaubt, dass zwar ein Bewusstsein für die wirtschaftlichen Herausforderungen besteht, jedoch nicht genügend Maßnahmen ergriffen werden oder die bisherigen Maßnahmen nicht mit der nötigen Dringlichkeit umgesetzt werden. Nur 2 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Erneuerung der deutschen Wirtschaft auf einem guten Weg ist und in den kommenden zwei Jahren Ergebnisse liefern wird.

Politische Rahmenbedingungen und staatliche Unterstützung

Damit die Wachstumswende gelingt, fordert McKinsey eine klare politische Agenda. Diese umfasst nicht nur die Förderung von Investitionen, sondern auch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, die Verbesserung der öffentlichen Verwaltung und die Schaffung eines innovationsfreundlichen regulatorischen Umfelds. Zudem sei eine stärkere wirtschaftliche Integration innerhalb der EU von großer Bedeutung, um den Binnenmarkt zu stärken und junge Technologieunternehmen zu fördern.

McKinsey sieht das Wirtschaftswachstum nicht als Selbstzweck, sondern als Voraussetzung für eine stabile Gesellschaft mit sicheren Arbeitsplätzen, guter Gesundheitsversorgung und nachhaltiger Entwicklung. Es gehe darum, durch höhere staatliche Einnahmen die gesellschaftlichen Herausforderungen, wie den Klimawandel und die Modernisierung der Infrastruktur, anzugehen. Fabian Billing, Managing Partner von McKinsey Deutschland, fasst es so zusammen: „Wachstum kommt allen zugute. Alle für Aufstieg und Aufstieg für alle.“

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