Die deutsche Startup-Szene zeigt sich auch 2025 als stabiler Innovationsmotor – trotz wirtschaftlicher Unsicherheit und Finanzierungsengpässen. Der aktuelle Deutsche Startup Monitor (PDF) signalisiert wachsenden Optimismus beim Standort, neue Impulse durch Künstliche Intelligenz und DeepTech sowie Herausforderungen bei Kapitalzugang und Unternehmenskooperationen.
Standort im Aufwind – Skepsis gegenüber den USA wächst
Deutschland holt als Gründungsstandort auf: 40 % der Befragten bewerten ihn mittlerweile als attraktiver als die USA. Im Vorjahr lag dieser Wert noch sechs Prozentpunkte niedriger. Auf europäischer Ebene sehen sogar 61 % Deutschland an der Spitze. Gründe hierfür sind unter anderem politische Unsicherheiten in den USA sowie die strategische Bedeutung digitaler Souveränität – ein Thema, das 79 % der Gründer kritisch sehen. Fast ebenso viele fordern mehr europäische Softwarelösungen.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Stimmung durchwachsen, aber mehrheitlich standorttreu
Die allgemeine Gründungsbereitschaft sinkt leicht: Nur noch 78 % würden erneut ein Startup gründen – nach 84 % im Vorjahr. Dennoch würde die Mehrheit dies weiterhin in Deutschland tun. 29 % zieht es ins Ausland, hauptsächlich wegen geringerer Bürokratie und besserem Kapitalzugang. Trotz aller Herausforderungen liegt das Geschäftsklima von Startups weiterhin deutlich über dem der etablierten Wirtschaft.
Kapital bleibt Engpass – USA und Frankreich voraus
Deutschland bleibt beim Zugang zu Venture Capital im internationalen Vergleich abgeschlagen: Nur Platz 18 bei den VC-Investments relativ zur Wirtschaftsleistung. Zwar flossen 2025 bereits 5,4 Mrd. Euro in deutsche Startups, doch die Lücke zu Ländern wie den USA oder Frankreich bleibt groß. Zudem gab es seit 2022 keinen Börsengang eines deutschen Unicorns – ein strukturelles Problem im Finanzierungskreislauf.
KI und DeepTech im Aufschwung – USA dennoch weit voraus
Ein wachsender Teil der Startups – 45 % – hat KI bereits im Zentrum des Produkts verankert. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024. Doch beim Investitionsvolumen bleibt Deutschland weit hinter den USA: 2,1 Mrd. Euro stehen dort einem Vielfachen gegenüber. Gleichzeitig zeigt sich ein Schub bei DeepTech und DefenseTech: Während nur 2 % der Startups im Verteidigungsbereich aktiv sind, erreichten die Investitionen hier ein Rekordniveau von 900 Mio. Euro.
Kooperationen brechen weg – Potenziale bleiben ungenutzt
Während technologische Fortschritte die Effizienz vieler Startups steigern, stagniert die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Der Anteil an Startups mit Unternehmenskooperationen fällt von 62 % auf 56 %. Vor der Pandemie lag er noch bei 72 %. Dabei ist der Nutzen klar: Startups können mit KI-Fähigkeiten den Fachkräftemangel lindern – ein Hebel, den viele Unternehmen noch nicht nutzen.
Weitere Entwicklungen im Überblick
Der Frauenanteil unter Gründern steigt leicht auf 20 %. Gleichzeitig sinkt die durchschnittliche Beschäftigtenzahl in Startups, während internationale Talente weiter gefragt sind – besonders in Berlin mit einem Anteil von 42 %. Die Digitalisierung von Verwaltung und Wirtschaft bleibt aus Sicht der Gründer unzureichend. Immerhin gewinnen öffentliche Aufträge langsam an Bedeutung – ihr Anteil am Umsatz stieg auf 7 %.