Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist für viele Europäer längst Alltag – vor allem beim Einkaufen im Netz. Immer mehr Konsumenten wenden sich beim Online-Shopping direkt an Chatbots wie ChatGPT, statt wie bisher eine klassische Suchmaschine zu nutzen. Das zeigt eine neue Umfrage des Marktforschers Norstat im Auftrag der Investmentgesellschaft Verdane.
Demnach befragt rund die Hälfte der KI-Nutzer in Deutschland zumindest gelegentlich einen Chatbot, bevor sie ein Produkt suchen oder kaufen. Drei Prozent setzen sogar ausschließlich auf KI bei der Produktsuche, 14 Prozent machen dies meist, weitere 35 Prozent gelegentlich. Die Studie basiert auf den Antworten von über 7.200 Personen zwischen 18 und 60 Jahren aus sechs europäischen Ländern.
Reisen und Technik dominieren KI-gestützte Käufe
Besonders stark ist der Einfluss von KI beim Kauf von Reisen: 33 Prozent der Befragten gaben an, hierfür KI-Tools zu nutzen. Dahinter folgen Elektronikprodukte (22 Prozent), Hobbybedarf und Werkzeuge (20 Prozent) sowie digitale Abonnements (19 Prozent). Deutlich geringer fällt der KI-Einsatz bei Mode (13 Prozent), Kosmetik (12 Prozent) und Immobilien (7 Prozent) aus.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Deutschland hinkt bei privater Nutzung hinterher
Im europäischen Vergleich zeigen sich klare Unterschiede: Während Deutschland bei der beruflichen Nutzung von KI-Tools mit 50 Prozent täglicher oder häufiger Anwendung vorn liegt, nutzt nur ein unterdurchschnittlicher Anteil der deutschen Konsumenten KI beim privaten Einkauf. Besonders dynamisch ist jedoch die Entwicklung: Die Hälfte der deutschen Befragten gab an, in den letzten sechs Monaten KI deutlich häufiger im Job verwendet zu haben.
ChatGPT mit Abstand führend
Bei der Frage nach den genutzten Tools dominiert ChatGPT deutlich: 86 Prozent der KI-Nutzer verwenden den Chatbot von OpenAI regelmäßig. Dahinter folgen Google Gemini (26 Prozent) und Microsoft Copilot (20 Prozent). Der chinesische Anbieter DeepSeek spielt im europäischen Verbrauchermarkt hingegen keine Rolle.
Händler müssen digitale Strategien neu denken
Der Wandel im Suchverhalten der Kunden stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Wer weiterhin sichtbar bleiben möchte, muss seine Marketingstrategie anpassen. „Früher konnte man sich über Google- oder Facebook-Anzeigen Sichtbarkeit kaufen. Das verliert zunehmend an Wirkung“, so Verdane-Partner Daniel Ahlstrand.
Die sogenannten Large Language Models wie ChatGPT oder Gemini verändern die Art, wie Konsumenten Informationen und Produkte entdecken – klassische Suchtrichter werden dabei zunehmend umgangen. Für Händler bedeutet das, nicht nur auf Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu setzen, sondern neue Wege der Produktplatzierung in KI-Systemen zu erschließen.



