Mehr als drei Viertel der deutschen Händler fordern ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Der Grund: Diese Anbieter würden häufig gegen europäisches Recht verstoßen und potenziell gefährliche Produkte vertreiben. Laut einer repräsentativen Bitkom-Studie unter 505 Handelsunternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitenden vertreten 92 Prozent der Händler die Auffassung, dass diese Plattformen gegen geltende Vorschriften verstoßen. 88 Prozent äußern Sicherheitsbedenken bezüglich der angebotenen Waren.
EU soll Binnenmarkt besser schützen
Aus Sicht der Händler liegt die Verantwortung klar bei der Europäischen Union. 85 Prozent fordern einen besseren Schutz des europäischen Binnenmarktes gegenüber außereuropäischen Online-Anbietern. Zudem befürworten 87 Prozent eine strengere Regulierung für den Import über derartige Marktplätze. Ein konkreter Reformvorschlag betrifft die Abschaffung der aktuellen Zollfreigrenze von 150 Euro. Drei von vier Händlern sprechen sich für diesen Schritt aus, um Wettbewerbsverzerrungen zu minimieren.
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Geopolitische Risiken belasten Lieferketten
Neben rechtlichen Fragen sehen viele Händler auch geopolitische Entwicklungen als Risikofaktor. Knapp die Hälfte berichtet von aktuellen Lieferschwierigkeiten aufgrund internationaler Spannungen. Infolgedessen will ein Drittel sein Sortiment verkleinern. Noch deutlicher ist der Wille zur Umstrukturierung von Lieferketten: 41 Prozent der Handelsunternehmen planen, außereuropäische Zulieferer durch europäische zu ersetzen. Zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, dass Deutschland sich am Beginn eines Handelskrieges befindet.
Billigmarktplätze kein kurzfristiges Phänomen
Die große Mehrheit des Handels rechnet nicht mit einem baldigen Verschwinden der chinesischen Plattformen: Nur 19 Prozent halten diese Entwicklung für einen vorübergehenden Hype. Der Rest geht davon aus, dass langfristige politische und regulatorische Lösungen notwendig sind, um faire Wettbewerbsbedingungen zu sichern.


